So schnell kann es gehen: Für die Deutsche Rentenversicherung zähle ich ab dem Jahr 2019 zur Ziel- und potenziellen Lesergruppe der Zeitschrift »Zukunft Jetzt«. Zumindest wurde mir das Exemplar 4/2018 zugeschickt. Zuerst war ich ein wenig verwirrt, dann aber ergab es immer mehr sinnvolle Zusammenhänge für mich.
Schon klar und einsichtig: Ich bin mittlerweile 55 Jahre alt, ich sollte mir Gedanken über meine Rente und all den anderen Kram machen. Ich fische auch immer brav die Rentenscheide aus dem Briefumschlag, wenn ich sie erhalte, schaue sie kurz an, vergesse gleich wieder alles und werfe sie entweder weg oder hefte sie irgendwo ab. Mit der Zeitschrift möchte man mich wohl auf mein künftiges Dasein als Rentner vorbereiten.
Herausgeber der Zeitschrift ist die Deutsche Rentenversicherung, es gibt einen Chefredakteur und eine Redaktion. Als Verlag ist die Axel Springer Corporate Solutions in Berlin angegeben, also eine Tochtergesellschaft des Springer-Konzerns. Das macht, ich gestehe es vorsichtig, das Blatt nicht unbedingt sympathisch für mich.
Das Heft informiert über die »neuen Weitermacher«, also Leute, die nach der Rente weiter arbeiten; ein Soziologe schwafelt über »Ältere«, die »mehr Engagement« zeigen sollen; »ehrenamtliche Versichertenberater« werden ebenso vorgestellt wie die Möglichkeit des »Vorsorgen vor der Zielgeraden«– damit ist so etwas wie die Riester-Rente gemeint. Ich bin sicher, dass sich vor allem Leute, die ohnehin nicht gut verdienen, über solche Berichte besonders freuen.
Mir leuchtet ein, dass die Rentenversicherung sich auf die Leute einstellen will, die in absehbarer Zeit von ihr Geld bekommen sollen. Ob man denen unbedingt hilft, indem man ihnen von Zusatzversicherungen und einem Arbeiten nach der Rentengrenze erzählt, möchte ich bezweifeln. Ich habe mich dann dazu entschieden, das kostenlose Heft im Altpapier zu entsorgen und kein Abonnement abzuschließen – auch wenn es die Versicherung ja gern bezahlen würde …
Mal schauen, was ich mache, wenn die Rentengrenze immer näher rückt. Hut, Gehstock und Blouson in »gedeckten Farben« muss ich dann sowieso kaufen.
1 Kommentar:
Yum tuv, Klaus.
Ich habe so ein feines Heftchen noch nicht zugeschickt bekommen... ;-)
Wird im Text über die Weitermacher auch der Aspekt angesprochen, daß manche arbeiten m ü s s e n (weil die Rente nicht reicht)? Oder sehen wir nur eine dynamische Werbe-Realität (ähnlich wie bei Spots über Haftcremes)?
Der liebe Soziologe mag ja ruhig bis 70 seine Thesen formulieren - Leute, die bei 30°c oder Regen Draußen arbeiten, wohl eher nicht.
"Hüpfer" wird garantiert seine Anteile an einschlägigen Versicherungskonzernen hegen; von daher wundert der Verlag nicht (um die Ecken des Outsourcing herum, wird die Redaktion wohl auch mitbestimmt).
Du wirfst Deine Renten(be)scheide* weg?
Vermutbar sind die Nicht-gut-Verdiener nicht das Zielpublikum der "Hochglanzbroschüre"...
Danke für den Einblick!
Noch 9,5 Jahre bei mir. :-D
bonté
*netter Tippfehler!
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