Wie weit es mit der christlich-abendländischen Kultur wirklich her ist, merkt man unter anderem am sogenannten Dreikönigstag. Gern stelle ich an einem solchen Tag die Frage nach den Heiligen Drei Königen: Wie heißen die denn, und wo kommen sie her?
Die Antwort bekommen einige immerhin zusammen. Sie erinnern sich an die Könige aus dem Morgenland, und sie wissen, dass einer von ihnen schwarz war.
Frage ich aber weiter, wird es schnell kritisch. Wo in der Bibel sind die denn erwähnt, diese drei Könige? Woher kommt denn die Geschichte?
Auch gebildete Menschen versichern dann, das stehe alles in der Bibel, und die Tradition käme aus irgendeinem Evangelium. Wenn ich dann frage, in welchem Evangelium das stünde, herrscht auch bei den gebildeten Menschen üblicherweise Schweigen.
Meine schrecklich-strenge christliche Erziehung wirkt sich hier aus. Ich habe die vier Evangelien nämlich irgendwann gelesen und mich schon vor Jahrzehnten darüber gewundert, dass in der Bibel weder etwas von Königen zu lesen ist noch die Zahl drei eine Rolle spielt. In der Tat wird in einem der vier Evangelien von »Sterndeutern« geredet, die Namen fallen nie. Die komplette Geschichte mit den drei Königen ist Legendenbildung aus dem frühen Mittelalter.
Das aber ist letztlich egal, die Geschichte entscheidet. Schon klar – und ich möchte auch niemandem sein religiöses Bekenntnis streit machen und seine Freude am Dreikönigssingen. Nur ... wie weit ist es mit dem christlich-abendländischen Vaterland denn nun wirklich, wenn offensichtlich drei Figuren verehrt werden, die nicht einmal in der Bibel stehen, von denen aber jeder glaubt, dass sie der Bibel entstammen?
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