01 April 2012

Ein Leben im Punkrock-Zirkus


Ich weiß nicht, wie oft ich die kanadische Punkrock-Band D.O.A. gesehen habe: sicher mehr als ein halbes Dutzend mal. Keines der Konzerte war schlecht, die Band brachte immer enormen Dampf auf die Bühne. Deshalb war das Buch »Ich, Shithead« vom Sänger Joey Keithley geradezu eine Pflichtlektüre für mich – es dauerte nur seine Zeit, bis ich es endlich lesen konnte.

In lockerem Plauderton erzählt Shithead, wie er mit einigen Kumpels bereits Mitte der 70er-Jahre anfing, Musik zu machen, wie dann der Punkrock nach Vancouver kam und wie aus einer Bande von Kumpels D.O.A. entstand. Aus einfachsten Anfängen in den 70er-Jahren kämpfte sich die Band auf die großen Bühnen der 80er-Jahre: immer »do it yourself«, nie kommerziell erfolgreich, immer politisch und immer klar gegen die üblichen Regeln der Gesellschaft.

Die Band tourte ständig; mit altersschwachen Bussen und Transportern durchquerte man Nordamerika, später auch Europa. Selbstverständlich ging vieles schief, es wurde gesoffen und geprügelt, gelacht und gestritten.

In zahllosen Episoden plaudert Shithead über diese Zeit, und man merkt als Leser, dass hinter den Geschichten noch unzählige weiterer Geschichten lauern. Bei vielen Episoden hätte ich mir gewünscht, sie seien ausführlicher – aber dann hätte das Buch gut und gern 1500 Seiten haben müssen.

Seien wir ehrlich: Manches Mal holpert die Übersetzung ganz schön. Wer damit seine Probleme hat, muss zur englischen Originalausgabe greifen; mich störte es nicht so sehr. Viele Abbildungen und eine sehr ordentliche Gestaltung entschädigen für gelegentliche Schwächen der Übersetzung.

Mit 224 Seiten im Paperback-Format handelt sich um eine volle Ladung an Punk-Historie. Für 18,90 Euro sollte das Buch bei allen einschlägigen Punkrock- und Hardcore-Vertrieben zu haben sein; mithilfe der ISBN 978-3-931624-32-3 kann es zudem in jeder Buchhandlung bestellt werden, ebenso bei den üblichen Kommerz-Versendern wie amazon.

Super-unterhaltsame Lektüre über eine Band, die Punkrock seit über dreißig Jahren betreibt – und das, ohne jemals peinlich zu werden. Das ist super-respektabel!

Keine Kommentare: