Die junge Frau mit den langen schwarzen Locken holte uns an der Wasserbus-Station ab; es war schon Nacht, und es nieselte leicht. In schnellem Schritt führte sie uns über eine schmale Brücke, dann entlang eines Kanals, dann links durch eine Gasse, die nicht viel breiter war als vielleicht ein Meter. Es war mein erster Abend in Venedig, und ich wusste schon nach zwei Minuten nicht mehr, wo ich genau war.
Wieder ging es an einem schmalen Kanal entlang, wieder eine Brücke, wieder eine Gasse, eine Brücke, eine Gasse und dann links. Von dieser Gasse aus ging es durch einen schmalen Gang zur Seite, dann kam noch eine Gasse, an deren Eingang tatsächlich ein Einbahnstraßenschild stand – und wir waren vor dem Haus, in dem wir die nächsten Tage wohnen sollten.
Es ging zwei Treppen nach oben, steif und ungleich waren die Stufen. Die Wohnung selbst empfing uns mit einem riesigen Wohnzimmer, beherrscht von einer Sofagarnitur, gefolgt von einem Esszimmer, ausgerichtet für acht Besucher, an das sich eine offene Küche anschloss. Auf demselben Stock gab es noch ein Schlafzimmer sowie ein Bad.
Die Treppe hoch, dann kamen bereits Dachbalken. Unter der Dachschräge wartete das Zimmer, in dessen Bett ich die nächsten Nächte schlafen sollte; dazu kamen ein weiteres großes Zimmer unter einer Dachschräge sowie ein Bad. Von meinem Schlafzimmer aus blickte ich auf einen Kanal hinunter, vom Bad aus blickte ich über die Dächer der umliegenden Häuser.
Ich war in Venedig angekommen, und ich freute mich bereits. Laut Stadtplan waren die legendären Rialtobrücke ebenso nahe wie irgendwelche Plätze mit großen Kirchen – von hier aus sollte also nichts mehr schiefgehen.
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