18 April 2012

Beim ollen Fridolin

Die junge Frau, die uns in Venedig den Weg in die gemietete Wohnung zeigte, war sehr hilfsbereit: »Wenn Sie heute abend noch etwas essen möchten, gehen Sie die Gasse entlang und dann links – dort ist eine ausgezeichnete und preiswerte Pizzeria.« Es klang gut, und wir wollten uns daran halten.

Aber an der Stelle, wo wir links abbiegen wollten, blieben wir stehen und blickten durch die Fenster in ein schön ausehendes Restaurant auf der rechten Seite der Gasse. Es handelte sich um die Osteria Vecio Fritolin, die wir im Verlauf des Abends nur noch als den »alten Fridolin« bezeichneten. (Deutsche Touristen und ihre Unart, sich das Italienische ordentlich beizubringen!)

Das Restaurant war schön eingerichtet: ein wenig auf alt getrimmt, mit korrektem Ober und superfreundlicher Chefin, mit einem aufmerksamen Service und hübscher Dekoration ... Fast kamen wir uns bei unserem Besuch vor, als säßen wir im Klischee eines venezianischen Restaurants.

Dafür stimmten die Weine – wir nahmen sehr leckere aus der Region – und das Essen. Für Vegetarier gab's nur eine höchst eingeschränkte Auswahl, für die Fischfreunde war das Restaurant das Paradies auf Erden. Alle Beteiligten schwärmten in den höchsten Tönen. Das Huhn schien allerdings ein wenig trocken zu sein ...

Venedig ist nicht preiswert, dieses Restaurant zählt aber preislich zum Durchschnitt. Pro Person landet man mit Wein und zwei Gängen bei 40 bis 50 Euro, wird allerdings mit sehr gutem Essen belohnt.

Während des Essens wunderten wir uns über die zwei Tische mit deutschen Touristen, die außer uns in dem Lokal waren. Hinterher erst stellten wir fest, dass »Vecio Fritolin« so ziemlich in jedem deutschsprachigen Reiseführer empfohlen wird. Eine solche Empfehlung muss nicht falsch sein, wie sich zum wiederholten Mal erwies.

Die Pizzeria, die gerade mal zwei Häuser weiter war – eine Gasse nach links –, war übrigens deutlich preiswerter und sah von außen nett aus, hatte zudem einen hübschen kleinen »Biergarten«. Wir schafften es aber nie, dort auch einmal essen zu gehen. Ein andermal ...

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