Ich mag Kurzgeschichten. Vor allem mag ich sie, wenn sie wirklich kurz sind und im Gedächtnis längere Zeit gewissermaßen nachschwingen. Deshalb kaufe ich immer wieder Bücher von Autorinnen und Autoren, die mir nichts sagen, um ein wenig zu experimentieren.
Zuletzt war dies bei Fanny Morweiser der Fall. Die Autorin ist Jahrgang 1940, wohnt nicht soooo weit weg von mir und siedelt ihre Texte gern im Großraum Heidelberg und Mannheim an. Mit Lokalkrimis oder Lokalschmonzetten hat sie aber nichts am Hut, und das ist gut so.
Ich las ihre Kurzgeschichtensammlung »Der Taxitänzer«. Die ist mit nicht einmal 160 Seiten angenehm dünn, und weil sie großzügig gesetzt ist, lassen sich die Kurzgeschichten schön gemütlich durchschmökern: eine vor dem Einschlafen, eine vor der Fahrt ins Büro, eine mal auf dem Balkon in der Abendsonne – und zack!, das Buch ist durch.
Und jeder Text ist gelungen! Sprachlich ist das ganze sauber, vielleicht sogar ein wenig betulich; inhaltlich überzeugt es mich immer. Die Autorin stellt seltsame Personen vor, bringt mal ein bisschen Phantastik ins Spiel oder deutet einen Mordfall an.
Dabei bleibt sie stets kurz und knapp und ohne Geschwafel. Mit jammeriger Innensicht, wie ich sie leider in zu vielen Kurzgeschichten der letzten Jahre gesehen habe, hat sie ebensowenig zu tun wie mit den am Fließband entstehenden Dickbüchern der Bestsellerlisten. Sehr schön!
»Der Taxitänzer« erschien bei Diogenes, es war mit Sicherheit nicht das letzte Buch der Autorin für mich. Mal schauen, wann mir das nächste Werk von ihr in die Finger kommt ...
1 Kommentar:
Hallo Klaus,
wie schön, dass Du auf solche halbversunkenen Schätze hinweist. Muss unbedingt mal wieder in meiner Morweiser-Sammlung schmökern. Danke!
Besonders eingeprägt hat sich mir die titelgebende Geschichte der Sammlung "Indianer-Leo" - vielleicht liegt es am Spitznamen. ;)
Gruß, Leo Altgruftipunk
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