Auch in diesem Jahr fuhr ich zum New Noise Festival nach Durmersheim; im Gegensatz zu den Vorjahren hatte ich aber keine Lesung, was dazu führte, dass ich mir die Sache schön gemütlich und rein privat anschauen konnte. Ein Freund, der mittags schon dort gewesen war, um sich die Karlsruher Bands anzugucken, warnte mich im voraus: »Da sind bloß Kinder.«
Das fand ich ein bisschen gemein. Als ich gegen 19 Uhr auf dem Festival-Gelände ankam, erhöhte ich schon ein wenig das Durchschnittsalter, aber ich war beileibe nicht der einzige der Hardcore-mit-über-40-Generation vor Ort. Das erleichterte mich ein wenig.
Nachdem in den letzten Jahren alle Bands in einem Zelt aufgetreten waren, wurden diesmal zwei Zelte als Auftrittsorte genutzt. So spielten zwischen 14 und 24 Uhr tatsächlich 24 Bands in Durmersheim auf – das finde ich schon ganz schön respektabel. Dass mir davon nicht alles gefiel, leuchtet bei diesem Angebot wohl ein.
Die meiste Zeit lungerte ich am Verkaufsstand von Twisted Chords herum, wo ich ich mehr oder weniger sinnvolle Gespräche führte, vegane Muffins und Pizza-Stücke schnorrte und ansonsten auch noch sinnvoll Geld in Vinyl investierte. So kann man ein Hardcore-Festival auf jeden Fall gut herumkriegen ...
Die erste Band, die ich mir anschaute, nannte sich The Black Heart Rebellion und entpuppte sich als gut gespielter Metal. Wummernd und aggressiv, gleichzeitig in gewisser Weise episch – irgendwie war das nix für mich.
Umso überzeugender dann Sailing On aus Karlsruhe. Ich kenne von denen niemand, kannte von der Sängerin bisher nur ihre Aussagen in einem Video-Interview, fand's dann aber live ziemlich klasse: wütend-emotionaler Brüllgesang, dazu wuchtiger Sound – nicht einmal die schlechte Anlage im kleinen Zelt konnte die Stimmung verderben. Entsprechend tobte auch der Mob, das gefiel mir.
Von Empowerment aus Stuttgart bekam ich live nichts mit, rein musikalisch erwies sich das ganze aber als gut gemachter New-York-Sound. Und vor lauter Gelaber verpasste ich komplett Trainwreck, die mir vor zwei Jahren in Durmersheim so gut gefallen hatten.
Dafür stand ich bei Just Went Black im kleinen Zelt – und die Band fand ich richtig geil. Emotionaler Hardcore mit viel Intensität, mit einem langsam immer mehr ausrastenden Publikum und einem kompakt wirkenden Sänger ... whow.
Erstaunlich gut fand ich die zwei Stücke, die ich von der Band Gold Kids und ihrem Hardcore-Geboller mitbekam. Als überbewertet empfand ich Zann, die sehr vertrackt waren, fast jazzig, und an diesem Abend ihr letztes Konzert spielten.
Zuletzt Punch, deren Sängerin derart ins Mikro keifte, dass ich mir schon um ihre Gesundheit Sorgen machte. Beim Circle Pit befürchtete wohl nicht nur ich, dass das Zelt einfallen würde; der zentrale Mast geriet ins Schwanken und wäre fast gekippt. Stimmungsvoller, rasanter Höhepunkt eines gelungenen Festivals.
1 Kommentar:
Ergänzende Links zu Youtube-Filmchen, die in Durmersheim aufgenommen wurden.
Hier Punch:
http://www.youtube.com/watch?v=EkPhXvzLED4
Trainwreck:
http://www.youtube.com/watch?v=Kr3QGvM9DPQ
Kommentar veröffentlichen