Dass ich die Romane von Georges Simenon mag, erzähle ich nicht zum ersten Mal. Zuletzt las ich »Maigret und die Affäre Saint-Fiacre«. Das war wieder einmal ein »besonderer« Roman mit dem Kommissar aus Paris in der Hauptrolle – der Roman spielt nämlich nicht in Paris oder sonst einer Großstadt, sondern auf dem Land, mitten im dörflichen Frankreich.
In dem Roman erfährt der Leser mehr über Maigret als in den Romanen zuvor. Es ist eine Reise in die Vergangenheit des Helden, dessen Vater im Schloss Saint-Fiacre als Verwalter tätig war. Eigentlich will Maigret nur die Stätten seiner Kindheit und Jugend besuchen, als er unversehens in einen Mordfall verwickelt wird.
Es ist wenig sinnvoll, an dieser Stelle die Details des Falles zu erläutern. Das schafft Simenon gleich zu Beginn seines gerade mal 171 Seiten starken Romans in einer einzigen Szene. Danach aber beginnen sowohl der Autor als auch der Kommissar mit der Ermittlungsarbeit. Dabei steigt man als Leser in Maigrets Vergangenheit ein und bekommt noch eine tüchtige Prise an Gesellschaftsbildern vermittelt.
Der Roman lebt streckenweise von Maigrets Versuchen, seine eigene Vergangenheit mit der trüben Gegenwart in Verbindung zu bringen. Die Schlossherrin ist pleite, der Verwalter musste in den Jahren zuvor zahlreiche Güter verkaufen, und Saint-Fiacre junior bringt das Geld mit irgendwelchen Lebedamen in der nahe gelegenen Stadt durch. Über allem hängt eine Atmosphäre der Trostlosigkeit und des Verfalls.
Als Leser taucht man in diese trostlose Atmosphäre ein; die Handlung ist nicht witzig, sondern macht eher einen trüben Eindruck. Trotzdem fängt einen dieser Stil, packt zumindest mich diese Darstellung. Das ist kein lustiger Hauruck-Krimi, sondern eine realistische Darstellung eines Provinzkaffs im Niedergang.
Ein starker Roman. Wieder einmal. Ich freue mich auf den nächsten Maigret!
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