Im Dezember 1982 schien ich einen lyrischen Anfall gehabt zu haben – wie es aussieht, während langweiliger Unterrichtsstunden. Auf einem gelochten und karierten Blatt im A4-Format, wie ich es im Unterricht benutzte, schrieb ich insgesamt sechs Gedichte nieder, oder zumindest das, was ich damals für Gedichte hielt.
Das ganze entstand am 15., 16. und 17. Dezember 1982, jedes der Gedichte wurde erstmals auf diesem Blatt formuliert; die krakelige Handschrift – mit einem Füller! – belegt das ebenfalls wie die Korrekturen, die Streichungen und Einfügungen.
Die Texte stellen dabei eine Mixtur aus persönlichen Eindrücken (singender Draht im Herbst, heulende Sirenen) und politisch-gesellschaftlichen Themen dar. Man merkt ihnen an, dass ich damals durchaus um die Worte rang. Klammheimlich träumte ich zu jener Zeit davon, meine Gedichte in einem schönen Lyrik-Band zu veröffentlichen und dann einen Literaturpreis abzuräumen.
Dazu ist es nie gekommen. Schaue ich mir die Texte nach all den Jahren wieder an, wird mir auch klar, warum daraus nie etwas werden konnte ... (Einen Beispieltext hieve ich gleich in die Kommentare.)
1 Kommentar:
Medusa
Metallglitzerndes Lächeln
spottisch verzogener Mundwinkel
unter den
nachtgeschwärzten Augen
schonungsloser, brutaler Offenheit –
der Anblick erzeugt
einen Dämonismus kaum verborg'ner Furcht
in den Herzen derer
die die Schönheit jenes Wesens
bei Licht erblicken.
Und der dunkle Vorhang
hellglänzender, strahlend-weißer Angst
legt sich über jene,
die über die Betonkuppeln hinweg
in den Himmel des Südens starren.
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