04 Februar 2011

SF-Deppen und die Politik

1979 begannen meine Kontakte zur Science-Fiction-Szene, in der ich mich jahrzehntelang sehr wohl fühlte und es häufig heute noch tue. Allerdings fiel mit im Lauf der letzten Jahre immer stärker auf, wie spießig, wie konservativ und wie ekelhaft zugleich viele Leute in dieser Szene sind.

Wer das nicht glaubt, besuche beispielsweise Seiten wie das SF-Netzwerk und begutachte dort einige der Diskussionen. Ich mache das selten, bin dann aber meist sprachlos angesichts der geballten Mischung aus Einbildung (die meisten glauben, richtig viel Ahnung zu haben und deshalb etwas »besseres« zu sein) und Unkenntnis (wie es in Verlagen zugeht, können sich beispielsweise Hobbyschriftsteller nicht vorstellen).

Zuletzt fiel mir das wieder auf, als der »Fandom Observer« eine wunderbare Ausgabe veröffentlichte. Diese wurde in den einschlägigen Foren diskutiert, und da ich über den »FO« positiv schrieb und in diesem auch zitiert wurde, finde ich mich indirekt in irgendwelchen Auseinandersetzungen einiger Gralshüter der Science-Fiction-Szene wieder.

Und natürlich haben einige dieser Leute nichts anderes zu tun, als mir dann die Kommentarspalte meines Blogs zuzuschmieren. Macht nichts, das kann ich stets sofort löschen. Das machen diese Leute immer schön anonym, damit man ihnen nichts nachweisen kann.

Besonders schick ein Eintrag von dieser Woche: »"links" und "antifaschistisch" passt ja wohl nicht zusammen. Die Linken&Rechten sind gemeinsam Faschisten.« Genauso schrieb es jemand, und ich habe diesen Kommentar nicht freigeschaltet.

Dabei will ich jetzt gar nicht in eine Extremismus-Diskussion einsteigen. Ich habe einige Standpunkte, und das genügt. (Kommunisten finde ich lästig, und von ihnen will ich sicher nicht regiert werden. Mit Salonfaschisten à la Sarrazin diskutiere ich nicht. Nazis sind einfach indiskutabel, und notfalls müssen sie mit sportlichen Mitteln in ihre Schranken verwiesen werden.)

Für den anonymen Feigling sei dennoch zusammengefasst: Dass ich mich als »antifaschistisch« verstehe, heißt noch lange nicht, dass ich auch »links« bin. Aber wahrscheinlich überschreitet eine solche Logik die Hirnkapazität mancher selbsternannter Science-Fiction-Experten.

4 Kommentare:

MartinM hat gesagt…

Diese Mischung aus Weltfremdheit und eingebildetem "Expertentum" der SF-Deppen kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich weiß schon, wieso ich mich vor Jahren weitgehend aus der "SF-Szene" zurückzog.

Etwas verwundert bin ich über die Amateurschreiber, die keine Ahnung hätten, wie es in einem Verlag zuginge. Es ist ja nicht weiter schwierig, herauszufinden, wie in groben Zügen die Arbeitsabläufe in einem Verlag sind, oder auch zu erfahren, wie z. B. ein Außenlektor an ein eingesandtes Expose oder ein Manuskript ´rangeht. Es sei denn, man will es gar nicht wissen ... (Es ist ja auch angenehmer, sich als verkanntes Literatur-Genie zu sehen, als z. B. jemand, der dumme Anfänger-Fehler macht und weit an jeder denkbaren "Leser-Zielgruppe" vorbeischreibt. Die Lektion habe ich übrigens auch lernen müssen; bei mir war es eine strenge, aber freundliche Literatur-Agentin, die mir die Optik zurecht rückte.)

Dass "Antifa" mit "links" gleichgesetzt wird, wundert mich nicht: das ist das von den Mainstream-Medien vermittelte Bild. Wer sich nur oberflächlich informiert und bequeme Klischees mag, weiß es eben nicht besser.
(Ja, das ist arrogant! ;-) )

Anonym hat gesagt…

"Kommunisten finde ich lästig, und von ihnen will ich sicher nicht regiert werden. Mit Salonfaschisten à la Sarrazin diskutiere ich nicht. Nazis sind einfach indiskutabel, und notfalls müssen sie mit sportlichen Mitteln in ihre Schranken verwiesen werden."

Sehr schön auf den Punkt gebracht -- danke.

My. hat gesagt…

Meine unumwundene, vollflächige Übereinstimmung sei hiermit kundgetan. (Und das gilt u.a. auch für MartinMs letzten Absatz, ausgenommen der letzte Satz in Klammern, denn das ist es nicht. Arrogant.)

My.

MartinM hat gesagt…

@ My. : Mein letzter Satz bezog sich auf einen gängigen Vorwurf gegen "Besserwisser" wie mich. Wenn es arrogant sich, anderen vorzuhalten, sie könnten sich vor dem "Schlaumeiern" ruhig mal selbst schlau machen, dann bin ich eben arrogant.