Beim Aufräumen von Bildern, die ich im Nachlass meiner Eltern gefunden habe, fiel mir ein Bild in die Hand, das meine Mutter im Jahr 1950 zeigt. Da war sie 20 Jahre alt, einige Jahre vor der Hochzeit und bereits mit meinem Vater »liiert«. Auf dem Bild erkannte ich sie kaum wieder, in meiner Erinnerung ist schließlich auch keine junge Frau, sondern die 76 Jahre alte Frau, als die ich sie zuletzt erlebte.
Es ist ein professionelles Foto, wie es aussieht, ordentlich ausgelichtet und mit einem großen Krug im Hintergrund, der wohl zur Dekoration diente. Sie lächelt auf dem Bild, aber es ist ein eher verlegenes Lächeln; 1950 wurde man noch nicht so oft abgelichtet.
Die Kleidung ist schlicht, fast ärmlich. Eleganz konnten sich arme Leute kurz nach dem Krieg nicht leisten. Wenn ich das Bild anschaue, werde ich jetzt immer traurig: Sie hat ihr Leben lang eigentlich nur gearbeitet, zu einem bisschen Luxus musste man sie fast schon zwingen. Und dann starb sie viel zu früh.
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