Ich konnte mir bis zum Abend des Montags, 20. Juli 2009, nichts unter Emiliana Torrini vorstellen; irgendwelche Versuche von Freunden und Bekannten, mir ihren aktuellen Superhit »Jungle Drum« vorzusingen, fruchteten nichts. Vielleicht sollte ich lieber mal »Germany's Next Topmodel« angucken, um solche Stücke kennenzulernen - damit erreichte die Dame schließlich einen großen Hit. Und erreichte vor allem ein Publikum, das ihr bislang aus dem Weg gegangen war.
Das sah man, so finde ich, auch am Abend im Karlsruher Kulturzentrum Tollhaus, wo die Dame isländisch-italienischer Herkunft im Rahmen des »Zeltivals« auftrat: Vom »Indie-Girlie« mit Piercing-Ringchen bis hin zur Dauerwellen-Fregatte mittleren Alters war eine große Bandbreite vertreten, der Frauenanteil dürfte bei 60 Prozent gelegen haben.
Anfangs war ich skeptisch: Die Stücke waren nett, ein wenig sehr sphärisch, getragen durch die Stimme der Sängerin und untermalt durch die sparsame und meist zurückhaltende Instrumentierung. Ich fand, das ganze könne man sich gut auf Platte anhören, aber Live müsste man das nicht unbedingt haben.
Doch dann kam eine coole Ansage nach der anderen, und ich schloß die Sängerin buchstäblich ins Herz. Sie parlierte in herzzerreißend holprigem Deutsch und einem amüsanten Englisch über Schwitzen auf der Bühne, blöde Zwischenrufer und ihre Geburt, Ansagen also, die man sicher nicht alltäglich bekommt. Es gab viel zu lachen, ich fand die Sängerin sehr lustig und authentisch.
Und fand die Musik dadurch besser. Okay, die Stücke wurden nach einiger Zeit auch flotter, es blieb nicht nur beim sphärisch-dezenten. Weit genug entfernt vom Punkrock blieb die Sängerin, aber damit war zu rechnen. Als Vergleiche bietet sich eine Mixtur aus Katie Melua und Suzanne Vega an - und das stimmt sicher nicht.
Es gab reichlich Zugaben, die vom frenetisch jubelnden Publikum gefordert wurden, und die Sängerin auf der Bühne wirkte hinterher erschöpft und glücklich zugleich. Ein ausgesprochen schönes Konzert, mal was ganz anderes für mich: Soweit ich mich erinnere, war das mein erstes »normales« Pop-Konzert seit gut zwei, drei Jahren.
2 Kommentare:
Jetzt, wo ich den Namen so lese und nicht höre: Emiliana Torrini, das ist die Interpretin von "Gollum's Song aus "Die zwei Türme". Ein geiles Lied!
Joh, habe von Frau Torrini bisher zwei oder drei Stücke gehört, und fand sie sehr gut hörbar. Natürlich kein Punkrock, aber immer muß ich das eh nicht haben (man wird halt alt, gell?).
Nach deinem Tip werde ich mal bei Gelegenheit in verfügbare Platten reinhören...
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