Mancherorts scheint man zu glauben, ich hätte Ahnung von Literatur, nur weil ich in einem Verlag arbeite und so viel Bücher lese. Normalerweise entgegne ich dann immer, daß ich mich eh »nur für Trivialliteratur« interessiere - was im übrigen ja so falsch eh nicht ist.
Aber diese Frage war doch gut. Eine Bekannte sollte ein Geschenk bekommen. Sie lese gern, »aber nicht so Krimis und so Zeugs«, sondern eher »tiefsinnige Bücher«. Da war ich dann doch überrascht.
Was stellt man sich denn so als junge Frau heutzutage unter »tiefsinnigen Büchern« vor? Liebesschnulzen von Cecilia Ahern vielleicht? Historienschmachtfetzen ohne jeglichen seriösen Hintergrund?
Oder doch eher sogenannte anspruchsvolle Literatur wie die preisgekrönte »Mittagsfrau« (das ich im übrigen für unlesbaren Quark halte, aber ich bin ja auch nicht Juror des Deutschen Bücherpreises oder wie das heißt)? Meint sie damit Lyrik-Bände? Oder Klassiker aus der Manesse-Bibliothek? Oder eben doch esoterischen Kram, in dem es um träumende Delphine und andere Dinge geht, die ein gewisser Typ von Leserin offensichtlich »berührend« findet?
Vielleicht will ich's gar nicht wissen. Ich hab' heute die Lektüre eines klassischen Krimis von Raymond Chandler beendet. Von dem Mann kann ich alles lesen - und ich kann die Lektüre alle fünf bis zehn Jahre wiederholen. Mag sein, daß es nicht »tiefgehend« ist. Aber Chandler konnte schreiben, und sein schmales Werk haut mich immer noch um.
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