Glaubt man allen möglichen Reiseführern, so ist die Piazza del Popolo, also der Platz des Volkes, eine der wichtigsten Örtlichkeiten der Stadt Rom. Ich glaubte das sofort, als ich da war, und man mußte mir nicht einmal erzählen, daß Goethe durch das Stadttor an dieser Stelle in die Heilige Stadt gekommen war. Obwohl: Was Goethe recht ist, kann mir ja nur ...
Wir saßen an diesem späten Nachmittag auf den Stufen eines großen Kirchengebäues, genossen es, daß die schlimmste Tageshitze langsam wich, und ich nutzte die Chance, mir ein wenig die römische Jugend-Szene anzuschauen. An diesem Platz nämlich sah ich endlich auch mal so etwas wie alternative Jugendliche und nicht die übliche Mischung aus Touristen aus Deutschland (die sich darüber freuten, einen McDonald's zu finden) oder normal aussehenden Italienern.
Hinter uns machte sich eine Gruppe von Skinheads breit. Sie sahen alle recht brav aus, unterhielten sich locker und verhielten sich friedlich. Mich irritierten die weißen Schnürsenkel in den hohen Stiefeln und der coole Blick, mit dem sie die Jugendlichen betrachteten, die über den Platz schlenderten - das sah nicht freundlich aus.
Die Jugendlichen, meist zwischen 14 und 19 Jahre alt wirkend, stammten aus allen möglichen Jugendkulturen - oder sie bedienten sich aus unterschiedlichem Jugendkultur-Fundus. Punkige Stiefel und Tätowierungen zu Gruftie-T-Shirts; emo-mäßiger Kajal und schwarz gefärbter Seitenscheitel zu Metal-Shirts. Mir kam es vor, als sei eine Szenen-Disco in der Nähe.
Es sah interessant aus, und wir veranstalteten ein kleines Rätselraten, wer denn nun den zu welcher Jugendkultur gehörte. Aber das war nicht so einfach ... Die Jugend von heute ist nicht mehr so festgefahren wie unsereins in den 80er Jahren - oder zumindest auf diesem Platz in Rom schien man sich nicht sonderlich um solche Details zu kümmern.
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