07 August 2006

Wieder etwas, das nicht mehr funktioniert

Der Mythos von Peter Pan steckt in meinem Kopf, die Geschichte vom Jungen, der nicht erwachsen werden will und deshalb lieber unendlich viele Abenteuer erlebt. Der Junge, der fliegen kann, und der Junge, der kräht, wenn er Erfolg hat.

Es gibt Filme und Comics und ein Musical, wenn ich mich nicht irre. Und es gibt das Kinderbuch von James Matthew Barrie, das ich in der Version des Arena-Verlages gelesen habe – das ist eine Romanversion.

In der Tat sind die Grundelemente der Geschichte dieselben: Rothäute und Piraten, das Krokodil mit der tickenden Uhr im Bauch, der böse Captain Hook, die Kinder um Wendy und natürlich Peter Pan selbst.

Doch Peter Pan ist ein dummer, selbstgefälliger Knirps, völlig eingebildet und doof. Wendy ist eine blöde Kuh, die am liebsten Hausarbeiten erledigt und sich für die Kinder als deren Mutter aufopfert. Die Jungen blicken zu Peter auf, der ständig alles vergißt und der sich immer mehr als Tyrann herausstellt. Ein Tyrann, dem alle alles verzeihen. Er ist auch der einzige, der nicht komplett bürgerlich wird.

Unglaublich! Mir blieb bei der Lektüre fast die Spucke weg. Ein Menschenbild, das nur mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erklärt werden kann. Aber heute lesen sollte das möglicherweise niemand mehr.

9 Kommentare:

Wohlgemuth hat gesagt…

Hallo Klaus,
mach dir die "Freude" und lies mal Enid Blytons "Fünf Freunde" mit kritischem Geist oder ihre "Abenteuer" Bücher. Die habe ich als Kind verschlungen, aber mir damals noch keine Gedanken über den Rattenschwanz gemacht: Die Familien sind stockkonservativ, die Geschlechterdarstellung voller KLischees, die Amerikaner sprechen stets schlechteres Englisch, die Briten sind sowieso die kulturell überlegen und die Wertevermittlung ist schwarz/weiß.
Im Gegensatz dazu, weiß man eine Astrid Lindgren zu schätzen! ("Wozu brauch ich Plultimikation?")

lg
Ten.
(P.S. Aber Alice im Wunderland ist immer noch schön!)

Anonym hat gesagt…

Ja, manche Geschichten (ob mit Filmen oder Büchern erzählt) funktionieren nur zu einer gewissen Zeit - und dann plötzlich nicht mehr.
Aber es ist ja auch so, dass man nicht mehr die große Freude daran hat, eine Höhle im Wald zu bauen oder nach verschollenen Schätzen in den Ruinen der Umgebung zu suchen. Obwohl, diese Freude ist sicherlich noch da, allerdings verlagert: statt eine Höhle zu bauen wird die Wohnung renoviert (und mit großer Freude im Baumarkt nach den passenden Utensilien gesucht...), die Schätze werden bei ebay oder auf dem Flohmarkt gesucht usw.
Interessant bei Perry Rhodan: Ich glaube, es funktioniert sowohl bei Erwachsenen und Jugendlichen, im Gegensatz zu mancher Lektüre, die bewußt für Jugendliche geschrieben wurde/wird!

Enpunkt hat gesagt…

Ich gebe noch nicht auf: Es muss doch Dinge aus meiner Jugend geben, die mir noch gefallen ...

PERRY RHODAN ist dabei durchaus zwiespältig: Es gibt Dinge, die gefallen mir heute wieder, die ich zwischendurch - in den 80er Jahren - eher gräßlich fand. Stichwort K.H. Scheer ... teilweise echte Kracher, die man auch heute wieder oder noch lesen kann. Voltz-Romane fand ich mit 14 klasse, und die finde ich heute noch gut.

Aber vieles von der sogenannten Jugend- und Unterhaltungsliteratur von früher ... da traue ich mich schon gar nicht mehr ran. Natürlich mochte ich auch die "Fünf Freunde".

Anonym hat gesagt…

Ja, manchmal hat man das Gefühl, das man sich auf einer Einbahnstraße befindet und die Erinnerungen an die Kindheit besser Erinnerungen bleiben sollten - vieles sieht doch ganz anders aus, wenn man es heute nochmal unter die Lupe nimmt. Man macht sich vielleicht mehr "kaputt", als man gewinnt...
Allerdings gibt es vielleicht auch wahre Schätze neu zu entdecken.

Viel Erfolg beim Finden!

Wohlgemuth hat gesagt…

Salut Klaus,
ich konnte nicht widerstehen und habe dein Erlebnis gegenerlebt (es war fantastisch!). Eine kleine Tennessee'sche Logik ;-) http://voxwohlgemuth.blogspot.com/2006/08/09-08-06_09.html

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen,
die von Ralf erwähnten Enid Blytons habe ich als kleine Theni verschlungen und die 5 Freunde natürlich auch.
Wisst ihr was noch schlimmer ist, als das Erlebnis, dass die Lieblingsbücher der Kindheit plötzlich grässlich schwarz/weiss und voller Klischees sind: Wenn man sich nach Jahrzehnten eines dieser Bücher kauft und Jack´s Papagei Kiki (nach dem ich meinen Papagei damals getauft habe *jawohl*) plötzlich Jugend-Slang plappert und die Kinder mit Notebook und allerlei technischem Schnickschnack auftauchen *heul* Das war eine grausige Erfahrung :o(

Liebe Grüsse von Theni, die sich vor einigen Tagen Alice im Wunderland frei aus dem I-Net downgeloadet hat und sich damit das erste Mal mit einem E-Book beschäftigt ;o)

Anonym hat gesagt…

... ich werds trotzdem mit robbi und co. versuchen. was uebrigens immer noch funktioniert ist "der kleine nick".

dein admin

Enpunkt hat gesagt…

Viele gute Tipps. Ich denke darüber nach, wie ich meine Jugend ungefährdet zurückholen kann. Mit der Musik klappt es komischerweise besser (obwohl, auch nicht immer ...): Ramones gefallen mir immer noch.

Anonym hat gesagt…

Also was das Schwarz/Weiss angeht denke ich, welches es der Auffassungsgabe von Kindern geschuldet ist, dass man den Gut/Böse-Faktor überzeichnet. Subtile Feinheiten führen da nur zu Verwirrungen und Kinder könnten es falsch verstehen wenn der Böse plötzlich eine durchaus nachvollziehbare Intention für sein Handeln darlegt. Und dadurch selbst Böse werde ;)