Ich kenne von der amerikanischen Comic-Serie »Swamp Thing« nicht genügend Bände, um mir ernsthaft ein Urteil bilden zu können, eigentlich nur einige der grundsätzlichen Arbeiten, die Bernie Wrightson davon angefertigt hat. Das liegt sicher an der chaotischen Veröffentlichungsweise der Serie in den USA wie auch in den deutschen Übersetzungen; es fällt schwer, sich hier einen vernünftigen Überblick zu verschaffen.
Um so interessierter war ich deshalb, mir die zehn Teile umfassende Serie bei Amazon Prime anzusehen. Ich war im Großen und Ganzen von den Folgen sehr angetan, auch wenn das Ende der Serie sehr offen ist und eigentlich nach einer dringenden zweiten Staffel schreit. Zu vermuten ist ja, dass es zu dieser nicht kommen wird. (Die kreativen Differenzen im Team scheinen heftig gewesen zu sein, wie man der Presse entnehmen kann.)
Die Handlung ist schnell umrissen: Abby Arcane, die Hauptfigur der Serie, hat vor vielen Jahren ihre Heimatstadt in den Sümpfen von Louisiana verlassen; die Gründe dafür werden erst Stück für Stück bekannt. Sie kehrt als Expertin für Seuchen zurück, als eine seltsame Krankheit ausbricht. Sie trifft auf einen Wissenschaftler, mit dem sie zuerst in einen Konflikt gerät, zu dem sich aber dann eine Freundschaft entwickelt. Er entwickelt sich – nachdem man ihn im Sumpf niedergeschossen hat – zu einem seltsamen Wesen aus Pflanzen und Fleisch, zu einem Swamp Thing …
Eindrucksvoll wird geschildert, wie so eine kleine Stadt funktioniert. Zwischen fast allen Leuten bestehen Beziehungen unterschiedlichster Art. Eine Kneipe, direkt am Sumpf gelegen, ist der Treffpunkt für fast alle Leute. Ein reicher Mann spinnt seine Fäden; er hat eine Affäre mit der Polizeichefin, von der seine Frau nichts wissen darf. Und Abby Arcane, die vor Jahren buchstäblich geflohen ist, muss sich da irgendwie durchkämpfen.
Dabei sind die Schauspieler meist gut bis sehr gut. Crystal Reed spielt die attraktive Wissenschaftlerin Abby Arcane, der ehemalige »Flashdance«-Star Jennifer Beals verkörpert die strenge Polizeichefin. Weitere Schauspieler wie Kevin Durand oder Virginia Madsen kennt man aus großen Produktionen. Mehrere wichtige Figuren sind POC, es gibt ein lesbisches Paar; man hat sich also auch um einen »diversen Cast« bemüht.
Die Tricks sind gut, sieht man davon ab, dass viele Szenen wohl aus Geldgründen nachts im Sumpf spielen. (Das dürfte dann alles Studio oder Bluescreen gewesen sein.) Die Dialoge sind stimmig, die Motive aller Figuren wirken auf mich glaubhaft.
Die zehn Folgen sind vor allem am Anfang richtig spannend; sie sind dicht erzählt, und der Horror kommt leise. Science-Fiction-Elemente spielen ebenfalls eine Rolle, eine Voodoo-Priesterin tritt auf. Ab der Hälfte gibt es ab und an derberen Horror, aber keine wirklich schlimmen Szenen, und im letzten Viertel wird für meinen Geschmack zu viel geballert.
Das Auftauchen des Blue Devil – eines mir bislang unbekannten Superhelden – und eines mysteriösen Fremden, der auch über ungewöhnliche Kräfte zu verfügen scheint, wirken effekthascherisch, und man hätte sie schlichtweg weglassen können. Aber das änderte letztlich nichts daran, dass ich die Serie insgesamt sehr unterhaltsam fand. Sicher kein Muss, aber ein positives Kann.
1 Kommentar:
Einige Informationen zur Fernsehserie gibt’s bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Swamp_Thing_(Fernsehserie)
Auf der Seite von DC Comics gibt es einige wenige Informationen zu der Fernsehserie, darunter einige Bilder:
https://www.dccomics.com/tv/swamp-thing
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