Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mir die Platte »Breaking Glass« von Hazel O'Connor gekauft habe. Irgendwann in den frühen 80er-Jahren war's, vielleicht in der »Lerche« in Stuttgart oder sogar in einem Plattenladen in Freudenstadt. Als ich in jenem Jahrzehnt irgendwann damit anfing, im Jugendzentrum zur Disco allerlei Platten aufzulegen, gehörte die »Breaking Glass« immer dazu; das war eine Musik, die für die 80er-Jahre wie geschaffen schien und bei der sich praktisch alle fanden, die auch nur ein bisschen subkulturell unterwegs waren. (Den Film, auf den sich die Platte bezieht, sah ich übrigens in all den Jahrzehnten nie.)
Zumeist spielte ich das Stück »Black Man«, das immer gut an. Die Metaller konnten Luftgitarre dazu spielen, die Punks machten minimalen Pogo – um die anderen nicht zu gefährden –, und die anderen hoppelten sonst irgendwie über die Tanzfläche. Es sorgte für Stimmung, und alle waren zufrieden.
Ich hatte das Gefühl, dass die Platte in den 80er-Jahren für viele so eine Art Minimalkonsens zwischen Wave und Punk, zwischen Pop und Hardrock war, zumindest in der ersten Hälfte der 80er-Jahre. Danach fächerten sich die Richtungen eh weiter auseinander als je zuvor.
Höre ich mir die Platte mit dem Abstand von vierzig Jahren an, ist sie natürlich reichlich zerkratzt und knistert auch ganz schön. Aber ich finde sie immer noch richtig gut. Die Stücke sind treibend, die Sängerin hat eine großartige Stimme, die mal rotzig klingt, mal richtig sauber singt, die mal angepisst und wütend wirkt, dann wieder nett und freundlich.
Musikalisch ist das nicht unbedingt Punkrock, sondern eher vergleichsweise aufwendig produzierte Rock-Musik, wie sie zu der Zeit auch von Bands wie Queen serviert wurde. Echte Punks hassen das natürlich – aber ich war ja nie so ein richtig echter Punk, weshalb diese Platte sehr gut zu mir passt. Bläser tröten durch die Stücke, dass es eine wahre Freude ist, die Gitarre macht glücklicherweise kein Metal-Gefiedel, und gelegentlich sind die Stücke ruppig genug, dass man sie für Pogo nutzen kann.
Ich bezeichnete solche Musik früher als Wave-Punk, ein Begriff, den ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern den ich irgendwo geklaut hatte. Mit dem, was später unter Wave lief, hatte das nichts zu tun, eher mit den ersten Wave-Bands in den späten 70er-Jahren (da war der Begriff Wave ja eh ein Sammelbecken für die unterschiedlichsten Stilrichtungen).
Aber die »Breaking Glass« erweist sich als eine starke Platte, die keinen Ausfall aufweist und richtig gut ins Ohr und in die Beine geht. Die Platte ist wirklich sehr gut gealtert!
1 Kommentar:
Keine Ahnung, wer die Platte bei YouTube eingestellt hat; es ist sicher auch nicht legal. Aber wer mal in die »Breaking Glass« von Hazel O'Connor reinhören möchte, kann das hier tun:
https://www.youtube.com/watch?v=wbd9FcKmikI
Ich wusste nicht, was Hazel O'Connor heute macht, hatte mich auch nie für das private Leben der Sängerin interessiert. Umso interessanter finde ich die Internet-Seite mit all den Fotos und Videos – hier:
http://www.hazeloconnor.com/
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