02 Januar 2019

Gegen den Strom

Es sind immer wieder die »kleinen Filme«, die mich berühren und begeistern. Das erlebte ich auch kurz vor Jahresende, als ich den wunderbaren isländischen Film »Gegen den Strom« im Kino anschaute. Den Originaltitel »Woman At War« hätte ich übrigens gelassen, den fand ich viel stärker – aber da es um Stromleitungen geht, ist »Gegen den Strom« in seiner Doppeldeutigkeit ebenfalls sehr gut.

Der Film erzählt von einer Frau um die fünfzig. Sie leitet einen Chor und führt ein offenbar sehr zurückhaltendes und bürgerliches Leben in Island. Doch in ihrer Freizeit zieht sie los, um für die Umwelt zu kämpfen. Mit Pfeil und Bogen – übrigens sehr glaubhaft dargestellt! – schafft sie es tatsächlich, eine Stromleitung zu unterbrechen. Unter knallharten Bedingungen rennt sie durch die freie Natur in Island, versteckt sich vor Polizisten und taucht am Ende wieder in ihre bürgerliche Existenz ab.

Der Ein-Frau-Krieg einer Person gegen die Industrie und für die Umwelt ist beeindruckend in Szene gesetzt. Die grandiosen Bilder von der isländischen Landschaft begeistern, die Aktionen der Frau wirken wuchtig. Dabei macht sie keinen fanatischen Eindruck, sondern setzt sehr gelassen ihre Ziele um. Aber dann gerät ihr Aktionsplan ins Wanken, als ein kleines Mädchen in der Ukraine in ihr Leben tritt – oder treten könnte …

»Gegen den Strom« ist extrem unterhaltsam. Streckenweise ist der Film spannend wie ein Thriller, dann wieder überraschen witzige Dialoge. Und immer wieder muss man echt lachen: immer dann beispielsweise, wenn ein radfahrender Tourist mit fremdländischem Aussehen von der Polizei als möglicher Terrorist verdächtigt wird.

Für zusätzlichen Witz sorgen eine Band und ein dreiköpfiger Chor, die zu den unmöglichsten Anlassen im Bild herumstehen. Das kann man jetzt nicht genau erklären, das muss man gesehen haben. Ich bin sicher, dass das auch nicht allen Leuten gefällt; ich fand's toll.

»Gegen den Strom« machte mir großen Spaß. Halldóra Geirharðsdóttir ist eine tolle Schauspielerin, der ich sowohl die bürgerliche Existenz als auch die Rolle als Kämpferin jederzeit abnahm. Wer mag, kann den einen oder anderen Schwachpunkt finden – aber ich mochte auch den offenen Schluss des Filmes sehr.

(Wer mir nicht glaubt, schaue sich die Trailer im Netz an. Man findet sie auch auf der Internet-Seite des Filmes.)

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Zu »Gegen den Strom« gibt es einen schönen Trailer, den man natürlich bei YouTube anschauen kann. Hier:

https://www.youtube.com/watch?v=oHqaTDzTjE8


Viele Informationen zu »Gegen den Strom« gibt es natürlich auf der Internet-Seite des Filmes. Hier:
https://www.gegen-den-strom-film.de/


Und wer »Gegen den Strom« bei Facebook besuchen möchte, kann dies hier tun:
https://www.facebook.com/GegenDenStromFilm/

RoM hat gesagt…

Góðan daginn, Klaus.
Anmerkenswert ist, daß der grüne Nymbus Islands auf der regenerativen Energiegewinnung ruht. Eine Karte, die die neue Wirtschaftspolitik (infolge der Bankenkrise) dadurch auszuspielen sucht, indem neue, energieintensive Industrien beworben werden (zur Abwechlung stehen also nicht geringe Löhne oder Steuerdumping an). Nicht bedacht ist dabei, daß die Ansiedlung neuer Industrien auch den Bau neuer Wasserkraftwerke notwendig macht. Und an diesem Denkfehler setzt der Film an. Andenkenswert auch deshalb, weil es sich bei den Aluminiumhütten auch nur um Industrie-Nomaden handelt.

Band & Chor können filmisch wohl als Zitat des Chors aus dem alten griechischen Theater besehen werden. Denke ich.

Apropos der kleine Film... 'Leave No Trace' (aus dem letzten Jahr) könnte Dir zusagen.

bonté