Ich kenne den Schriftsteller Martin Krist persönlich, wir haben uns zuletzt beim LiteraturCamp in Heidelberg sehr gut unterhalten. Das färbt meinen Eindruck von seinen Büchern natürlich positiv sein – und das sollte ich einer Rezension auch vorausschicken. Nur: Das ändert nichts daran, dass ich seinen Krimi »Böses Kind« hervorragend fand.
In kurzen Kapiteln, die in filmischer Weise sehr schnell hintereinander geschnitten worden sind, erzählt der Autor seine Geschichte. Dabei wählte er verschiedene Blickwinkel. Seine Hauptfigur ist Henry Frei, ein Kommissar, der einen Haufen eigener Geheimnisse mit sich herumschleppt. Mit seinen Kollegen führt er einen aussichtslos erscheinenden Kampf gegen Verbrecher aller Art.
Die andere Hauptfigur ist eine junge Frau namens Suse. Nachdem sie von ihrem Mann verlassen worden ist, wohnt sie mit drei Kindern in einer winzigen Wohnung. Sie erhält von ihrem Mann kein Geld, ist also gezwungen, jeden Tag arbeiten zu gehen, und geht zwischen ihren Pflichten und dem täglichen Stress fast unter.
Eines Morgens stellt Suse fest, dass ihre Tochter Jacqueline nicht mehr da ist. Statt dessen steht ein Mann im Garten und starrt Suse an. Suse dreht fast durch vor Sorge, sucht ihre Tochter trotz des Stresses, das sie in ihrem Umfeld hat, findet sie nicht, meldet sich bei der Polizei und wird von dieser nicht sonderlich ernst genommen.
Zur gleichen Zeit finden Henry Frei und seine Leute einen verstümmelten Hund, dann eine männliche Leiche. Es scheint einen direkten Zusammenhang zu Suse und ihrer Tochter zu geben. Und offenbar drängt die Zeit – damit es nicht bald weitere Tote gibt …
Der Thriller läuft in rasendem Tempo ab. Ständig passiert etwas, schnelle Dialoge wechseln sich ab mit rascher Action. Hinter jeder Figur scheint ein Geheimnis zu stecken, auch die Polizisten sind keine Charaktere, die einem als hundertprozentig korrekt vorkommen. Damit schafft es der Autor, einen Leser immer wieder zu überraschen.
Interessant fand ich eines: Obwohl Martin Krist eine Art hat, seine Dialoge zu führen, die meinem Geschmack gar nicht entspricht, störte mich das irgendwann nicht mehr – so sehr vermochte er mich zu packen und in seinen Thriller hineinzuziehen. Nachdem ich mich auf »Böses Kind« eingelassen hatte, war ich kaum mehr in der Lage, mit der Lektüre aufzuhören.
Den Roman hat der Autor als Selfpublisher veröffentlicht. Ich kaufte die Taschenbuchausgabe via Amazon – auf seiner Internet-Seite informiert Martin Krist über seine Vertriebssituation. (Und weil mich »Böses Kind« so gepackt hat, bestellte ich mir auch gleich die Fortsetzung. So funktioniert das eben …)
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