Es war spät, als wir noch durch Noyers bummelten. Die laue Sommerluft hatte die Hitze des Tages verdrängt, es herrschte ein sehr angenehmes Klima vor. Auf dem Kopfsteinpflaster und zwischen den alten Gebäuden hallten unsere Schritte wieder, aber wir achteten nicht darauf.
Ich staunte über die Gemeinde, die zwar nur einige hundert Einwohner hatte, aber auf mich wie eine kleine Stadt wirkte. Arkaden an den Gebäuden um den alten Marktplatz, einige Kneipen und Pensionen – in den vergangenen Jahren waren Touristen wie wir auf die Gemeinde aufmerksam geworden. Noyers-sur-Serein zählte zu den »schönsten Dörfern Frankreich«, ein Titel, den ich an diesem Ort für absolut angebracht hielt.
Seit dem Mittelalter wurden die Häuser bewohnt, sie wirkten teilweise schief, strahlten in meinen Augen aber eine uralte Würde aus, eine Gelassenheit und Ruhe. Vor allem in der Nacht wirkten sie eindrucksvoll, nur wenige Menschen waren unterwegs, und niemand störte die Ruhe. Schnitzereien an den alten Balken, vorstehende Erker und wuchtiges Gemäuer ließen mich immer wieder anhalten und einige Details betrachten.
Am stärksten beeindruckten mich die kleinen Kunstwerke an der Papierwarenhandlung, die in der Nacht aussahen, als seien sie Lebewesen. Allerlei Gestalten aus Papier klammerten sich an Holz und saßen auf Steinen, ein bizarrer Anblick, der mich an alte Filme erinnerte. Das war Fantasy in der Realität, auf einen Schlag fühlte ich mich wie herausgerissen aus unserer Welt.
Ein schöner Abschluss eines gelungenen Tages in Burgund! Die kleinen Papiermenschen aus Noyers würde ich wohl nicht so schnell vergessen …
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen