13 Dezember 2018

Der Kosmosgigant wirbt

Science Fiction war in den 70er-Jahren eine »Jungs-Literatur«, und in der Fan-Szene bewegten sich vor allem männliche Jugendliche und einige wenige junge Männer. Deshalb verwundert es auch kaum, dass Fanzines immer wieder sexistische Inhalte brachten oder mit »nackten Mädchen« warben – manche fanden Darstellungen von Nacktheit geradezu progressiv.

Ein schönes Beispiel ist das Fanzine »Giant Of Cosmos«, das gegen Ende der 70er- und zum Anfang der 80er-Jahre vor allem mit gesellschaftskritischen Inhalten auffiel. Man war bewusst »links«; wenn ich mich recht erinnere, zählten der Herausgeber und seine Freunde zu jener Zeit zum DKP-Umfeld. Heute kann man sich das kaum noch vorstellen, aber in diesen Jahren galt die DKP zwar als ein bisschen spinnert, aber sonst als durchaus demokratisch und korrekt.

Mit »Weltraum-Western-Stories«, von denen sich die Herausgeber distanzieren wollten, war vor allem eine erfolgreiche Science-Fiction-Heftromanserie gemeint, deren Lesern gern actionlastige Geschichten schrieben. Wer eher Sozialkritik veröffentlichen wollte, hatte aus nachvollziehbaren Gründen wenig Lust auf Kämpfe zwischen Raumschiffen und deren Besatzungen.

Durchaus üblich war übrigens, dass die »normalen« Seiten eines solchen Fanzines mit einem Umdrucker hergestellt wurden und man die Grafiken via Offsetdruck präsentierte. Man musste beim Zusammenlegen der Seiten entsprechend aufpassen. Das Ergebnis war manchmal gut, manchmal schrecklich.

Sieht man von der seltsamen Werbung ab, die ich 1980 übrigens keine Sekunde lang seltsam fand, erinnere ich mich an den »Giant Of Cosmos« sehr positiv. Die politischen Inhalte hielten sich in Grenzen, das Fanzine lieferte eine schöne Mischung aus Geschichten, Buchbesprechungen und Artikeln. Manchmal fehlen mir solche Hefte, die bewusst politisch argumentierten, in der heutigen Phantastik-Szene.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Dia dhuit, Klaus.
Nun habe ich besagten "Western im Weltraum" (Western?) auch lange Jahre gelesen (die frühen dito). Irgendwie bin ich deswegen auch nicht zum Militaristen geworden. :)
Wobei es ja nicht wenige hardcore 68'er Linke gibt, die inzwischen stramm Rechts marschieren.

Bei der Darstellung von Nacktheit kommt es auf Intension & Machart an.

bontè