16 Oktober 2018

Notgemeinschaft Peter Pan rotzen

Keine Ahnung, wann und warum in jüngster Zeit die Idee aufkam, Deutschpunk solle in irgendeiner Weise staatstragend sein. Deutschpunk-Bands haben Festivals gegen Nazis aufzuspielen und sich idealerweise zu wichtigen sozialkritischen und umweltpolitischen Themen zu äußern. Zumindest wirkt das so, wenn man sich die aktuelle Berichterstattung über Punk ansieht.

Da freut es mich dann doch, wenn eine Band wie die Notgemeinschaft Peter Pan ein wenig dagegen bollert. In ihren Texten, untermalt von klassischem Deutschpunk-Gerotze, geht es auch mal um Gewalt, werden »Gewalttäter_innen links« bejubelt oder auch mal klar eine Null-Bock-Haltung verkündet.

Gleichzeitig aber hört sich die aktuelle Platte ein wenig so an, als müsste sich die Band an den aktuellen Szene-Themen abarbeiten. Es geht um männliche Privilegien, verbunden mit dem Wunsch, die »Kollegen« mögen auf der Bühne trotz aller Hitze das T-Shirt anlassen; es geht aber auch um Konsumverhalten und dergleichen.

Das politische »Wir« finde ich manchmal anstrengend – da äußert sich der Politpunk der Hamburger Band in einer Weise, die mich schon in den 80er-Jahren bei mancher Band störte. Und so stresst mich der erhobene Zeigefinger manchmal schon, der erhobene Mittelfinger in anderen Stücken ist mir lieber.

Musikalisch erfindet die Band das Rad nicht neu. Sie ist schon stark von den aktuelleren Bands beeinflusst, klingt eher nach Nein Nein Nein aus den Nuller-Jahren als nach Razzia aus den frühen 80er-Jahren. Die Gitarre rattert, der Bass wummert, der Sänger schreit und keift – ich finde diesen rotzigen Sound aber meist sehr gut.

Die »Notgemeinschaft Peter Pan« – die Band dachte sich keinen Namen für die Platte aus – liefert keine echten Überraschungen, ich mag sie aber und kann sie auch mehrfach anhören. Mit der dritten Platte sorgt die derzeit dreiköpfige Band auf jeden Fall dafür, dass man sie wahr- und ernstnimmt.

Und eigentlich ist der Pogo-Sound, der hier serviert wird, streckenweise richtig klasse. Ich bin mir aber einigermaßen sicher, würde ich zu dieser Musik so tanzen, wie das in den 80er-Jahren zeitweise üblich war, wäre mir ein »Straf-Plenum« sicher. Aber das wiederum ist dann eher geschmäcklerisch …

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Auf einer eigenen Blogseite stellt die Band NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN allerlei Hintergründe zu sich und ihren Tonträgern zusammen:
http://notgemeinschaftpeterpan.blogsport.de/


Wer Musik von NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN hören will, findet auf Bandcamp haufenweise Material – dort kann man kostenlos hören und auch downloaden:
https://notgemeinschaftpeterpan.bandcamp.com/album/s-t-2

RoM hat gesagt…

Hoi, Klaus.
Manchmal ist Punk einfach Punk. Ohne Unter-, Über-, Neben- oder Ausbau. Rein. Raus. Fertig!
Angry Samoans style...

bonté