Franz Rottensteiner war vor allem in den 70er- und 80er-Jahren einer der Herausgeber und Lektoren, die dafür sorgten, dass die phantastische Literatur im deutschsprachigen Raum an Bedeutung gewann. Er präsentierte im seriösen Suhrkamp-Verlag Autoren aus einem breiten Spektrum der Phantastik, die er in schönen Taschenbüchern sowohl den Literatur-Snobs als auch den Science-Fiction- und Fantasy-Fans nahebrachte. Zusammen mit Walter Ernsting und Wolfgang Jeschke dürfte er zu den Leuten gehören, die meinen Literaturgeschmack prägten.
Aber er fing – wie viele andere seiner Generation – damit an, dass er Fanzines veröffentlichte. Das war in den späten 50er- und frühen 60er-Jahren kaum anders möglichen. Heutigen Zeitgenossen kann man das ja kaum erklären.
Dieser Tage hielt ich die fünfte Ausgabe seines »Ecrasez l'Infame« in den Händen, das im Rahmen einer sogenannten APA erschienen war. Im Dezember 1964 kam es heraus, und es war für die damalige Zeit sehr typisch aufgemacht: Der spätere Herausgeber und Lektor ging auf die Aussagen von anderen Fans ein, stellte seine Meinung zu aktuellen Themen dar und plauderte über seine »Entwicklung im Fandom«. Jahrelang hatte er sich – bis zu dieser Zeit – auf Distanz zur Szene gehalten und keinerlei Freundschaften gepflegt.
Manches von dem, was er in seiner Biografie schreibt, veränderte sich nicht; das hätte ich auch über mich schreiben können: »Meine Eltern wußten beispielsweise auch nie, was ich las, und es kümmerte sie auch nicht; genauso habe ich auch nie über schulische Dinge gesprochen.« Viele Dinge in diesem sieben Seiten umfassenden, per Umdruck hergestellten Fanzines kann ich also nachvollziehen, obwohl ich zu der Zeit, als es verfasst wurde, gerade einmal ein Jahr alt war. Schon interessant …
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