Heutzutage ist es keine Sensation mehr, wenn der Comic-Künstler Hermann einen neuen Comic-Band veröffentlicht. In den 80er-Jahren war das Grund genug, sich mit den anderen Comic-Fans darüber auszutauschen und sich an den starken Zeichnungen zu berauschen. Comics haben mittlerweile eine Qualität, dass das Alleinstellungsmerkmal eines Hermann-Bandes nicht mehr existiert.
Mir fiel das an einem ganz wichtigen Punkt auf: Bereits 2014 erschien der Band »Eine Blonde und ein großer Hund«; es ist Band 33 der »Jeremiah«-Serie, ich kaufte ihn, und ich las ihn erst dieser Tage. Das wäre mir früher nicht geschehen; früher wäre so ein Comic bei mir keinen Tag gealtert oder in einem Stapel gelandet.
Und wenn ich heute auf die Seite von Kult Editionen blicke, dem Verlag, der die Serie veröffentlicht, fällt mir mit schamrotem Gesicht auf, wie viele Hermann-Comics ich in jüngster Zeit verpasst habe. Das muss ich alles nachholen ...
Denn wenngleich die ach so gute alte Zeit nicht mehr zurückkommen wird, zeigt auch dieser Band, warum ich die Serie so schätze: Die Dialoge sind lakonisch und trocken, die Figuren verhalten sich in dieser seltsam vertrauten Science-Fiction-Welt recht glaubhaft, und die Geschichte wird spannend erzählt.
Wieder geht es um Jeremiah, der in einer Stadt strandet. Sein Freund Kurdy ist verschwunden, Jeremiah sucht nach Informationen; es gibt eine seltsame Frau, die in dieser Stadt offenbar wichtig ist, und nur langsam passen alle Details für unseren Helden – und den Leser – so einigermaßen zusammen.
Die Bilder beeindrucken mich immer noch: Nebel, Schlick und Dreck füllen sie aus. Kämpfe werden erbarmungslos ausgetragen, es geht hart zur Sache. Trotzdem hat die Story einen leicht ironischen Unterton. Immerhin ist die Idee, dass Jeremiah zum Gespielin einer reichen Blondine werden soll, für sich schon schräg genug ...
Ich mag die düstere Zukunftswelt, die Hermann seit Jahrzehnten mit seinem »Jeremiah« beschreibt, und freue mich schon auf die nächsten Bände dieser Serie. Dass dieser Band 33 nicht mehr den »Boa hey«-Effekt bei mir auslöst wie die ersten zehn Bände, liegt wohl in der Natur der Sache.
(Dass viele Kritiker dem Künstler vorwerfen, er habe seinen Zenit überschritten, dürfte ihm völlig egal sein. Wer seine großen Zeiten in den 70er- und 80er-Jahren hatte, dürfte darüber in diesem Jahrzehnt nur müde lächeln.)
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