Freitag abend in Rastatt ... ich ging freiwillig zu einer öffentlichen Veranstaltung, weil ich als Angestellter eines gewissen Verlags gewissermaßen hin musste – es war das offizielle Sommerfest. Als ich eintraf, lief Kirmes-Musik: Umpf-umpf-umpf, dazu viel »Oooo yeah«. Es war unerträglich.
Ich musste wählen: in der Hitze stehen, wo die Musik leiser war, oder ins angenehm kühle Gebäude gehen, wo dafür die Musik bollerte. Ich entschied mich für die Hitze und trank Apfelschorle, unterhielt mich mit Kollegen und lästerte.
Bei einer der Veranstalterinnen lästerte ich ebenfalls über die Musik. »Wieso?«, sagte sie. »Das ist doch gute Musik. Wir sind doch junge Leute, wir hören so was.« Ich guckte sie an. »Wir gehen beide stramm auf die fünfzig zu«, sagte ich, »und jung sind wir da nicht mehr.« Es war zwecklos.
Irgendwann hörte der DJ auf, weil die Kapelle kam. Ich hatte bis zu ihrem Auftritt geglaubt, so etwas gäbe es nicht mehr: fünf Männer in Lederhosen, die lustige Hüte trugen und Volksmusik machten. Sie spazierten über das Festgelände, sangen laut ihre Lieder und machten »zünftige Musik«.
Nach dem DJ war die Volkmsusik dennoch eine Bereicherung; ich war nicht die ganze Zeit mehr an einem Brechreiz, aß etwas zu Abend und unterhielt mich dann doch ganz gut mit einigen Leuten. Als dann aber die Leute anfingen zu schunkeln – im Jahr 2013! – war es doch zuviel: Ich entfleuchte klammheimlich. So »alt« oder so »jung« bin ich dann doch nicht, dass ich Deppentechno und Volksmusik-Gedöns an einem Abend ertragen kann.
2 Kommentare:
Blasmusik (Kellerkommando) und Schlager (SpVgg Linden Nord) gibt/gab es nicht nur im Süden, sondern auch beim Fährmannsfest. Letzteres ist wahrscheinlich auch bei süddeutschen Punk-Veteranen bekannt. Das Fährmannsfest ist allerdings auch kein Punk- sondern ein vielseitiges Indi-Festival. Mir haben die obigen Bands gefallen. Ob die Beiträge in Rastatt ein vergleichbares Niveau, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Hihi, das Fährmannsfest kenne ich auch noch von früher her ... das Niveau in Rastatt war eher skurril, und die Blasmusik fand ich glatt am besten.
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