Wie jeder Fernsehzuschauer, der etwas auf sich hält, bin ich rasch dabei, das deutsche Fernseh- und Filmgeschäft zu kritisieren. Entweder sind die Filme blöd und albern, oder der Zeigefinger wird derart mahnend erhoben, dass man sich ästhetisch gruselt; zudem muss alles irgendwie auch noch politisch korrekt sein. Beim Rumzappen landete ich dieser Tage aber auf einem Film, der am 1. September bei Arte wiederholt wird und dann hoffentlich im regulären Programm landet.
Er heißt »Das letzte Wort« und ist im wesentlichen ein Zwei-Personen-Stück, bei dem zwei Schauspieler, deren Namen mir eigentlich nichts sagen, die Handlung größtenteils allein bestimmen. Die Inhaltsbeschreibung klingt nicht sonderlich spannend, und ich hätte den Film deswegen nicht angeguckt. Aber ...
Thomas Thieme spielt den Bischof Lorenz, in dessen Haus es zu einem Mord kommt und der sich dann mit dem mutmaßlichen Mörder in einem packenden Vier-Augen-Gespräch auseinandersetzen muss. Der Mörder, gespielt von Shenja Lacher, und der Bischof scheinen in einem sehr engen persönlichen Verhältnis zu stehen, von dem der Bischof am Anfang nichts ahnt.
Es entwickelt sich eine packende Situation, bei der sich knallharte Dialoge um Moral und Lüge, um Drogen und Liebe, um Abtreibung und ein verlorenes Leben mit einer durchaus gewalttätigen Auseinandersetzung abwechseln. »Das letzte Wort« ist ein echter Thriller, der bis zum Ende sehr spannend ist und bei dem man als Zuschauer auf ein gutes Ende hofft ... fast ohne die üblichen Thriller-Elemente.
Okay, die Polizei wird ein wenig flach dargestellt; ihr Einsatz könnte auch aus einem unterdurchschnittlichen »Tatort« stammen. Aber beide Schauspieler überzeugen, die Situation ist klar nachvollziehbar, die Vergangenheitshandlung wird Stück um Stück entblättert, und das Ende ist konsequent. Klasse – so etwas sieht man selten.
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