Kaum ist das Wetter schön, sind sie wieder unterwegs: das Äquivalent zum Sonntagsfahrer mit vier Räder, in diesem Fall die Sommerradler auf zwei Rädern. Sie trödeln mit blitzeblanksauber geputzten Fahrrädern auf den Radwegen herum, verstopfen sie, indem sie schön gemütlich nebeneinander fahren, oder sie eiern auf den Hauptstraßen herum und nerven damit nicht nur Autofahrer, sondern auch diejenigen, die mit dem Rad mal zackig irgendwohin müssen oder wollen – also Leute wie mich.
Damit meine ich nicht einmal die beleibten Herren in bunten Trikots, deren Klamotten, Helme und Räder zusammen ein durchschnittliches Monatseinkommen verschlingen: Die fahren erst im Hochsommer, und die sind dann mit ihren teuren Rennmaschinen auf den schnellen Wegen außerhalb der Stadt unterwegs. Denen kann man leicht entgehen, indem man in den Schwarzwald fährt, wo spätestens an der Hedwigsquelle und dem danach kommenden Anstieg viele aufgeben.
Am schlimmsten ist die Mixtur aus bekifften Studenten, tratschenden Hausfrauen, irre bemühten Beamten und todgelangweilten Rentnern, die Karlsruhe sowieso im Übermaß bevölkert. Kommt diese Mixtur auf zwei Rädern in die Stadt, droht der Verkehrsinfarkt – oder mir zumindest der Herzinfarkt, weil ich einen Wutanfall nach dem anderen habe.
Oder ich warte auf gelegentliche Regentage zwischendurch. Wie am Freitag: Es regnete in Strömen. Ich zog meinen Kapuzenpullover über, hüpfte auf mein Rad und fegte durch die Innenstadt, als gäbe es sonst niemanden. So kam ich entsprechend gut gelaunt ins Training und hinterher ebenso gut gelaunt nach Hause – zwar nass vom Regen, aber dafür ohne griesgrämigen Gesichtsausdruck.
Regenwetter hat einfach seine positiven Seiten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen