Wie ich dazu kam, zu einer Anzug-und-Krawatte-Party in Hamburg aufzuschlagen, ist ein Thema für sich. Es hat viel mit Arbeit und Wichtigsein und Wichtigtuerei zu tun und ist hier nicht weiter von Bedeutung. Auf jeden Fall gab es im Anschluss an »wichtige« Reden und ein halbwegs erträgliches Essen – für Vegetarier gab es immerhin Beilagen und Nachtisch, seufz – noch einen »Special Guest«, der entsprechend erwartet wurde.
Ich war selbst gespannt. Was kam auf mich zu? Immerhin waren wir im Emporio-Tower in Hamburg, einer der wirklich feinen »Destinationen« der Stadt, wie man das im gepflegten Neudeutsch nennt: Von den Räumlichkeiten aus bot sich ein phänomenaler Blick über die Stadt, sowohl bei Tageslicht als auch nachts – das fand ich schon sehr stark. Da konnte ich doch einen entsprechenden Höhepunkt des Abends erwarten, dachte ich.
Sogar die Moderatorin des Abends, deren Namen ich sofort wieder vergessen hatte, galt als prominent. Sie verdient ihr Geld normalerweise bei einem der großen Bezahlsender, die ich noch nie geguckt habe, und machte einen stets sehr munteren Eindruck. Entsprechend kündigte sie den Stargast an.
Es handle sich um »Noah Becker, den Sohn des weltberühmten Tennisstars Boris Becker«. Anders gesagt: Das einzige, was offensichtlich für den DJ sprach, war die Tatsache, dass sein Vater sehr berühmt war ...
Entsprechend war die Musik: Dumpfbacken-Techno vom Feinsten kam aus den Boxen. Es schüttelte mich vor Entsetzen. Ich machte, dass ich davon kam, und verließ die Veranstaltung fluchtartig. Die Cocktails, die ich später an der Bar des »East« in St. Pauli trank, schmeckten auf jeden Fall sehr gut, und die Musik dort war elektronisch, aber sehr angenehm.
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