19 Oktober 2012

Die Schande von Frankfurt

Noch ein Nachtrag zu Frankfurt: Ich kenne mich in dieser Stadt nicht aus, besuche sie praktisch nur zur Frankfurter Buchmesse und war früher öfter bei Konzerten in der »Au«, dem besetzten Haus. Und höchst selten gehe ich nachts durch die Innenstadt.

Das tat ich an einem Abend während der Frankfurter Buchmesse – weil ich auf dem Weg zur sogenannten Digital Night war. Und ich war auf diesem Weg einigermaßen entsetzt von den Unmengen an Obdachlosen, die auf den Straßen, in Hauseingängen, vor Schaufenstern und sonstwo schliefen.

Es war ein kühler Abend in der Bank-Stadt von Deutschland und damit auch von Zentraleuropa, mich fröstelte. Gleichzeitig rollten sich überall Menschen in ihre Schlafsäcke ein, um einigermaßen geschützt durch Vordächer und ähnliches ihren Ruheplatz für die Nacht zu finden. Ringsum sah ich die bonzigen Geschäfte, um mich herum erhoben sich buchstäblich die Türme der Banken in den Himmel.

Es passte nicht zusammen, und es passt immer noch nicht zusammen. Ich empfand ein Gefühl von Scham, und ich fand es geradezu peinlich, mit meinem ach so schicken Anzug an den Obdachlosen vorüberzugehen – um diese Zeit bettelte übrigens keiner mehr.

Wie halten es die Banker aus, wenn die jeden Tag dieses Elend wahrnehmen? Ist es ihnen wenigstens peinlich, oder bekommen sie von den Obdachlosen gar nichts mit? Blenden sie die Menschen aus? Ich fand den Gegensatz zwischen bettelarm und stinkereich in dieser Fußgängerzone einfach nur beschämend ...

1 Kommentar:

Astroholl (Manfred Holl) hat gesagt…

Hallo,

ich denke, das ist kein Phänomen der Stadt Frankfurt allein. Seit dem Regierunsgwechsel in Hamburg sieht man nun wieder vermehrt diese Klientel rund um den Hauptbahnhof, aber auch dort, wo ich in der City arbeite, muss ich morgens oft an Erbrochenem, Bettlern oder Leuten vorbei - wie heute morgen - die die Bierflasche schwingend sich mir in den Weg stellen und einfach mal drauf lospinkeln. Zwar werden diese Leute nicht mehr, wie unter der alten Regierung, in andere Stadtteile verdrängt, damit sie in der City nicht mehr zu sehen sind, doch hat keine der beiden Regierungen ein wirkliches Patent, denn Trinkerräume, Unterkünfte etc. werden in der Regel nicht angenommen. Zwar gibt Hamburg hier viel Geld aus, doch die betroffenen Menschen interessiert es nicht, sie bleiben - auch aus Angst vor Diebstahl - lieber draußen, unter Brücken etc. Alle Programme, die, egal von wem, angeboten werden, enden damit, dass viel Geld investiert wird, aber die Nutzung gegen null tendiert. Da spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um eine reiche Stadt wie Frankfurt oder Hamburg handelt. Das Phänomen ist überall gleich.

Viele Grüße

Manfred Holl