Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
22 September 2012
Trockener Sarkasmus in Comic-Form
Seit ich den ersten Band der Comic-Reihe »Canardo« gelesen habe, bin ich ein Fan der depressiven Ente, die meist einen Trenchcoat am Leib und eine Zigarette im Mundwinkel trägt. Hierzulande hat es die Figur nie in den Comic-Mainstream geschafft und ist außerhalb der Szene völlig unbekannt. Schade! Zuletzt las ich Band 20 der Reihe, der den Titel »Entspiel« trägt.
Die Story: Inspektor Garenni, einer der wenigen Freunde, die Canardo hat, ist zum Alkoholiker geworden. Im Vollsuff kommt er zu einem Banküberfall mit anschließender Schießerei; am Ende wird ein Kollege durch einen Schuss aus Garennis Waffe niedergestreckt. Der einzige, der an Garennis Unschuld zu glauben scheint, ist Canardo. Also ermittelt er – im Polizei- und im Mafia-Milieu.
Die Zusammenfassung kann nur ansatzweise wiedergeben, was im Comic tatsächlich passiert. Es gibt Sex und Schießereien, sehr lakonische Dialoge und eine Reihe völlig absurder Szenen. Die Geschichte wird schnell erzählt, hält sich nicht mit zuviel Blabla auf und kommt zu einem völlig überraschenden Höhepunkt.
Benoît Sokal, der Autor und Zeichner der Serie, ist Jahrgang 1954; sein »Canardo« setzt sich über allerlei Grenzen von Raum und Zeit hinweg. Der Mann kann toll zeichnen und sehr cool erzählen. Sein Held ist ein Detektiv, der schon viel gesehen hat, der traurig und melancholisch zugleich durchs Leben schleicht und vom Leben nicht mehr viel erwartet. Aber er hat immer noch eine Moral, die er in jedem Fall verteidigt.
Das skurrile Dekor der Geschichten – einerseits halbwegs realistisch Szenen, andererseits aufrecht gehende Tiere als Hauptfiguren – muss man mögen; ich stehe darauf und halte »Canardo« für einen der Höhepunkte aktueller Comic-Kultur. Die meisten Geschichten sind richtig cool und vor allem für sich verständlich; hier ist »Entspiel« keine Ausnahme.
Das Comic-Album ist 48 Seiten stark; man bekommt es überall Comic-Fachhandel und kann es über die einschlägigen Versender auch erhalten. Wer einigermaßen clever ist, kann auf der Homepage des Verlages Schreiber und Leser auch mal die Leseprobe bestaunen ...
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