Das Plastic Bomb hat die Nummer 80 erreicht. Mit diesem kleinen Jubiläum hätte vor all den Jahren niemand gerechnet, sicher nicht einmal die Macher selbst. Längst ist das Heft eine Institution in der deutschsprachigen Punk-Szene, und ich lese es immer gern. Leider reicht es selten, ein Heft komplett durchzuschmökern; bei der aktuellen Nummer 80 habe ich es aber mal wieder geschafft.
Gedruckt wird das A4-Heft seit längerem auf einem sehr dünnen Öko-Papier, das leicht in der Hand liegt. Das gibt dem Heft etwas schlabberiges, allerdings wirkt es dadurch auch eher wie ein Fanzine. Den Magazin-Effekt liefert dann die gratis beigelegte CD, die ich mir stets treu und brav anhöre – wie immer gibt es Licht und Schatten darauf.
Das Heft selbst ist gelungen: Befragt werden unter anderem Bands wie Beyond Pink aus Schweden oder Rasta Knast aus Deutschland, die alten Helden von Verbal Abuse oder die lockeren Ska-Kumpels von Buster Shuffle, die City Rats aus Israel oder No White Rag aus Italien – das ist ein ziemlicher Rundumschlag durch die Szene. Die Interviews sind ausführlich, gehen auch auf politische Details ein, beispielsweise zu Israel, und stellen immer wieder die Lebenseinstellung der Musiker ins Zentrum; es geht also nicht nur um Musik.
Der Autor des Buches »Out Of Step« wird interviewt, der sich mit den Nazis in der Hardcore-Szene beschäftigt. Zu Wort kommt in einem anderen Interview der Macher des coolen tschechischen Punk-Labels Voltage Records.
Daneben geht es in dem Heft um »anderes Leben«, um politische Propaganda oder die ständige Auseinandersetzung mit Nazis und anderen heiklen Leuten am Rande oder in der Szene. Dazu kommen viele Besprechungen von Platten sowie anderem Zeugs, meist sachkundig und auf jeden Fall streng subjektiv – wie es sich für ein Fanzine gehört.
Und ein Fanzine ist das Plastic Bomb 80 auf jeden Fall: Das Layout ist ordentlich und gut lesbar, die Seiten sehen trotzdem punkig aus; der Gebrauch von Kraftausdrücken und der Mangel an perfekter Rechtschreibung tragen zu dem Gesamtausdruck bei.
Alles in allem eine sehr gelungene Lektüre! Wer das Heft noch nicht kennt, kann's im Bahnhofsbuchhandel kaufen oder bei jedem vernünftigen Punk-Mailorder. Die 80 Seiten kosten schlappe dreieinhalb Euro.
1 Kommentar:
Da schau her, das Plastic Bomb wird 80. Hatte es irgendwann vor/um 1995 abonniert. Auch mal per Collage verlängert, die haben sich die Macher tatsächlich an die Wand gehängt. Möchte wissen, ob das Werk noch existiert ...
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