Fußball guckte ich im spontan eingerichteten WM-Studio »Beim Harald«. Es gab kühles Bier, der neue Fernseher machte sich auf dem Balkon gut, und die Stimmung war bestens. Nur dass zwei Vuvuzelas in schwarzrotgold durch das Gelände dröhnten, hätte vielleicht nicht sein müssen.
Danach radelte ich gemütlich durch die Nacht, von Mühlburg aus in Richtung Innenstadt. Auf der Kaiserallee waren Fußgänger und Autos unterwegs, dröhnend und trötend, in Fahnen gehüllt und Fahnen schwenkend. Ich fand zwar auch, dass die deutsche Mannschaft sehr gut gespielt und verdient gewonnen hatte, hielt die Euphorie aber für völlig aufgesetzt und übertrieben.
Auf der Höhe des »Sandkorn-Theaters« kam mir ein Mob übertrieben fröhlicher deutscher Volksgeno..., ähm ..., Fans entgegen. »Schland!«, gellte es mir entgegen, ein Meer von Fahnen wehte in meinem Weg.
Ich umkurvte die geballte Ansammlung von Intelligenz, Alkohol und Patriotismus einigermaßen geschickt. »Du bisch ja voll uncool!«, schrie mir ein junger Mann empört nach. Vielleicht muss ich nächstes Mal mit »Schland!« reagieren oder gleich »Oz! Oz! Oz« skandieren.
Den Rest des Abends genoss ich vor dem »Kebap-Express« am Mühlburger Tor. Die Pide schmeckte leidlich, die frische Luft tat gut, und ich genoss es, hupende und fahnenschwenkende Deutschland-Fans zu betrachten. Vor allem auffallend viele junge blonde Frauen hingen aus den Fenstern oder saßen in geöffneten Kofferräumen.
Vor allem, wenn sie an der roten Ampel standen, wo es nicht weiterging, sah das sehr erheiternd aus: Das mit dem Regelnbrechen-in-Feierlaune müssen wir in Deutschland dann doch noch eine Weile üben ...
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