Auf dem TV Smith-Konzert kaufte ich mir die neue Schallplatte des Engländers: Sie heißt »In The Arms Of My Enemy« und ist ziemlich unpunkig. Wer mag, darf die Schublade »IndieRock« aufmachen und sie da rein stecken. In meinen Ohren ist sie saugut, und sie dreht sich nach dem Kauf praktisch ununterbrochen auf meinem Plattenteller. (Ja, und es gibt sie natürlich auch als CD, aber ich habe mir das Vinyl gekauft.)
Während TV Smith ja live mit einer Wandergitarre und solo auftritt, hat er sich bei dieser Platte eine Reihe von Mitstreitern geholt. Ich bin nicht gerade der große Experte für Musikernamen, von daher ist mir nur der Schlagzeuger ein Begriff; vom Ritchie ist meines Wissens auch bei den Toten Hosen engagiert, die ja auch schon eine ganze Platte für TV Smith eingespielt haben. Ansonsten kommen bei der Platte allerlei Gitarre und Blasinstrumente zum Einsatz, manchmal klimpert es sogar ein wenig »spanisch« vor sich hin.
Textlich paßt eh alles: Der Mann hat seine kritische, ja, zynische Weltsicht seit den frühen Punkrock-Tagen nicht verloren, und sie ist höchstens in all den Jahren noch kritischer und ein wenig intellektueller geworden. Heutzutage weiß TV Smith wohl auch, warum er etwas haßt – im Jahr 1977 reichte es noch aus, einfach alles abzulehnen.
Es ist in der Tat ein weiter Weg von 1977 bis ins Jahr 2008: Damals rotzten die Adverts ihre Zweieinhalbminutenstücke in einem – für damalige Verhältnisse – Affenzahn heraus, heute läßt es TV Smith halt einfach langsamer angehen. Es ist Musik, die geradezu leuchtet, deren Gitarren flackern und jammern, und die Stimme trägt die coolen Texte darüber hinaus.
Auf die Gefahr, dass das jetzt jemand in den falschen Hals kriegt: Noch nie war der Brite näher am frühen Bruce Springsteen wie auf dieser Platte, und noch nie klang er intensiver. Ein beeindruckendes Werk, das von dem unbekannten Label Drumming Monkey Records herausgebracht wurde und das ich jedem nur ans Herz legen kann.
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