Die alten Männer von No Means No sind die Bestätigung dafür, daß man auch nach über zwanzig Jahren in Sachen Punkrock und Hardcore nicht peinlich sein muß; das zeigen sie auch bei ihrem Zweitprojekt, den Hanson Brothers. Die traten am Sonntag abend, 26. Oktober 2008, in Karlsruhe auf, und die »Alte Hackerei« war proppevoll, quasi bis auf den letzten Stehplatz ausverkauft.
Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt, und den versprühten an diesem Abend erst mal Fat Flag aus Hamburg. Das Trio überzeugte mich mit wuchtigem Punk-Sound, bei dem meinetwegen ein Poison Idea-Vergleich gezogen werden darf, und knallten ihre Stücke mit viel Energie in ein eher lethargisches Publikum.
Ich darf nicht lästern; schließlich hielt ich mich auch die meiste Zeit an irgendwelchen Bierflaschen fest und stand am Bühnenrand. Dort hatte ich die Bass-Box direkt am Ohr – ein guter Blick auf die Bühne bedeutet in der »Alten Hackerei« wohl immer, daß man ein wenig Abstriche entweder an der Bewegungsfreiheit oder an der Soundqualität machen muß.
Egal, denn danach kamen die Hanson Brothers auf die Bühne. Die drei alten Herren von NoMeansNo, die trotz ihrer grauen Haare mehr Energie ausstrahlen als 95 Prozent aller muskelbepackten Tough-Guy-Hardcore-Typen, kaspern in dieser Identität als eishockey-verrückte Gestalten herum, was schon ziemlich klasse ist.
Ergänzt werden sie durch einen Schlagzeuger, der aber echt wirkt, als ob er einen an der Klatsche hätte: Er grimassierte hinter seiner Schießbude herum, sprang während seiner Tätigkeit auf oder wirbelte mal die Beine rechts oder links heraus. Großartig!, aufgrund meines Platzes hatte ich einen ungehinderten Blick auf ihn und kam nicht aus dem Lachen heraus.
Stoisch rotzten die Kanadier ihre Stücke ins Publikum, in das recht schnell Bewegung kam. Gepogt wurde nicht, was angesichts der Enge auch ein bißchen problematisch geworden wäre; aber da sich jeder bewegte, stiegen die Temperaturen rasch an, und ich war vom Kopf-, Fuß- und Arschwackeln hinterher auch naßgeschwitzt.
Ein großartiges Konzert, schräge Ansagen und eine witzige Show inklusive. Den alten Herren schien es echt Spaß zu machen, sich auf der Bühne ein wenig zum Deppen zu machen: Bierflasche ansetzen, auf Ex trinken und dann in die Ecke schmeißen – das sah schon ziemlich cool aus, hüstel.
Alles in allem war ich begeistert und naßgeschwitzt, stand hinterher im T-Shirt in der Kälte vor der Tür und fror nicht, redete noch gut zwei Stunden lang Unsinn und trank einige Biere zuviel. Punkrock im Herbst 2008 ist wohl was für »good old men« - na dann!
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