Das DIY-Festival im Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof sah bei meinem Eintreffen aus wie ein Schlachtfeld: Autos und Zelte säumten den Weg zum Jugendhaus, überall sah ich Punks (meist eher aus der Crust-Ecke), Bierflaschen und allerlei Krimskrams; alles in allem eine ziemlich chaotische Angelegenheit.
Kein Wunder: Das Festival hatte bereits am Donnerstag, 12. Juni, begonnen, und als ich am Sonntag, 15. Juni 2008, eintraf, erholten sich die Anwesenden noch von den Strapazen. »Zwei Dutzend Bands in vier Tagen«, stöhnte eine Bekannte, »und meist halt Geratter.« In der Tat gehörte ein großer Teil der Bands zur heftig-bollernden Punk-Gangart.
Ich sollte eine Lesung halten, was ich ja eigentlich ganz lustig fand. Und als ich eintraf, stolperte ich gleich über drei junge Leute, die den Ort der Lesung suchten. Gemeinsam suchten wir ein wenig herum, stellten fest, daß ein ziemliches Durcheinander herrschte und daß in dem Raum, wo ich eigentlich laut Aussage einer Frau hätte lesen sollen, noch Leute schliefen.
Kurzerhand schleppten eine junge Frau, die eigentlich hinter der Theke genügend Arbeit hatte, und ich einige Bierbänke und einen Tisch in den Garten, wo ich einen improvisierten Lesungs-Bereich aufbaute. Dummerweise stand der in der Nähe des Buffet-Zeltes, wo es Frühstück und Kaffee gab und natürlich viele Leute, die sich dort aufhielten; man kann als Vorlesender schlecht anderen Menschen verbieten, sich zu unterhalten ...
Unverdrossen begann ich mit einer Verspätung von etwa einer Dreiviertelstunde mit meiner Lesung; zwischen sieben und zehn Leute hörten zu, auf der hinteren Bierbank wechselten sich gelegentlich die Besucher ab. Ich hatte nach Anblick der erschöpften Party-Meute schlimmeres erwartet.
Ich gab zwei Texte zum besten, mehr ging nicht: Nach einiger Zeit mußte ich nämlich gegen die Band anschreien, die mittlerweile ihren Nachmittagsauftritt begonnen hatte. Dabei hörten sich The High Society gar nicht schlecht an; es irritiert halt mächtig, wenn man sich auf Texte konzentrieren muß und im Hintergrund Punkrock rumpoltert.
Danach noch allgemeines Gelaber unter freiem Himmel; ich tauschte Singles gegen ENPUNKT-Hefte, trank Apfelschorle, schaute den Leuten beim Aufräumen zu und hatte hinterher vier Leute im Auto, die ich ein Stückweit mitnahm.
Ich sollte es künftig wieder bleiben lassen, im Rahmen von Festivals aufzutreten ... das scheint stets schiefzugehen.
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