Die zwei rundlichen Damen saßen in der Straßenbahn in meiner direkten Nähe. Wir zuckelten vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt, und am liebsten wäre ich eingeschlafen. Doch dann war ich wach genug, um auf Höhe des Kolpingplatzes dem Gerede der beiden zu lauschen.
Sie hatten es vom Lackieren der Fingernägel und anderen wichtigen Dingen. Im badischen Dialekt hörte sich das alles sehr harmlos an, sehr brav, bis ich erkannte, daß die beiden eine einzige Abfolge von Gemeinheiten verbreiteten.
»Mei Mudder machd jo gar nix mit de Fingerneggl«, klagte die eine und fuchtelte mit ihren Designer-Fingernägeln in schwarz und weiß durch die Luft. »Die pflegt sich nedd mehr als nödig.« (Ich verzichte künftig auf die Transkription aus dem Badischen; klappt eh nicht gut.)
Es ging ihr darum, daß ihre Mutter unverschämterweise kein Make-Up im Gesicht trage und ihre Fingernägel nicht aufwendig lackiere. Das sei doch nicht teuer und sehe so gut aus. Und dabei rede sie die ganze Zeit auf ihre spießige Mutter ein, daß sie sich endlich auch mal ändere und mit der Zeit gehe.
Bis die andere irgendwann mal sagte. »Du, ich mach' ja auch nix mit meinen Fingernägeln.« Sie präsentierte ihre Hände mit den wulstigen Fingern, deren Nägel nur matt glänzten.
»Du machsch au nix?« Die Fingernägeldame schaute ihre rundliche Freundin an.
Und so wurde ich Zeuge, wie eine langjährige Freundschaft zerbrach ...
2 Kommentare:
*GG Funny
Danke, danke. Übrigens: schicke Seite, nicht ganz mein Geschmack, aber immerhin sehr stylish!
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