Das vergangene Wochenende gehörte stundenweise einem anderen Mann: Robert B. Parker heißt der Kerl, und er ist Schriftsteller. Sein Privatdetektiv Spenser hat im Pendragon-Verlag eine neue Heimat gefunden, und Frank Böhmert, den ich seit über einem Vierteljahrhundert kenne, ist der neue Übersetzer.
Grund genug, mir das aktuelle Buch anzutun: »Der stille Schüler« kam dank einer Vermittlungsmission der freundlichen Kollegen Miriam in meinen Besitz, und ich las es in rasendem Tempo, obwohl ich ja – weiß Gott! – richtig wichtige Dinge zu tun gehabt hätte.
In diesem Roman geht es um einen siebzehn Jahre alten Schüler, der mit einem anderen Jungen zusammen seine Schule stürmte. Die beiden hatten Waffen dabei, schossen um sich und töteten mehrere Menschen. Beide wurden festgenommen, beide legten Geständnisse ab.
Die Großmutter des einen Jungen glaubt aber an die Unschuld ihres Enkels; sie bittet Spenser, gegen jegliche Wahrscheinlichkeit zu ermitteln und die Unschuld zu beweisen. Spenser, der sich darüber wundert, dass niemand mehr über die Hintergründe der Tat erfahren will, kümmert sich auf seine ganz spezielle Art darum.
Der Einstieg in den Roman ist nicht einfach, da Robert B. Parker einen sehr reduzierten Stil pflegt. Beschreibungen sind auf das nötigste reduziert, Dialoge stets pointiert und kurz, nach vorne getrieben und häufig sehr lakonisch. Nach einiger Zeit hatte ich mich aber eingelesen und folgte mit staunendem Mund der sich entwickelnden Geschichte.
Spenser ist ein echter Held mit Moral und Anstand, der aber eigenen Gesetzen folgt. Um Aussagen zu erhalten, verprügelt er zwischendurch mal einen Zeugen oder legt sich mit der Polizei an, bricht in eine Wohnung ein und schreckt nicht vor Erpressung zurück. Das ist drastisch geschildert und glaubhaft erzählt – sehr spannend, obwohl fast keine Action vorkommt.
Ich gestehe, daß ich jetzt auch Spenser-Fan bin. Und Frank Böhmert ist schuld daran.
Robert B. Parker
Der stille Schüler
Originaltitel: School Days
Übersetzung: Frank Böhmert
Pendragon-Verlag, Taschenbuch
214 Seiten / 9,90 Euro / ISBN 978-3-86532-068-1
5 Kommentare:
Ich fand schon die TV-Serie toll. Ich hab nach dem neuen Buch gleich bei Amazon alle alten Spensers gekauft und lese die jetzt am Stück nacheinander durch. Die Pressemitteilung zum neuen Buch, die ich verfasst habe, hätte ich auch umsonst geschrieben.
Carsten Scheibe
mannomannomann. wurde auch mal zeit!!!
e.
Muss mir auch die anderen Bücher von dem Kerl besorgen. Aber ich hab' auch noch einige Ellroys und Willefords zu lesen; die sind ebenfalls hammer-super-klasse. Und-und-und.
Bestellt.
Hehe, da bin ich doch gern schuld dran!
Und ansonsten gilt: Hübsch die Pendragon-Bücher kaufen, dann gibts da mehr und mehr Spensers in Böhmerts Deutsch ...
Im Herbst übersetze ich "Hundred Dollar Baby", das ist schon unter Vertrag, danach kommt wahrscheinlich "Cold Service" dran.
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