Der Schriftsteller Jürgen Grasmück ist am Dienstag, 7. August 2007, gestorben. Er wurde 67 Jahre alt, und sein Tod ist wohl für viele Grusel-Fans das Ende einer Epoche.
Denn Grusel-Romane – das war das, womit Jürgen Grasmück alias Dan Shocker bekannt wurde. Nicht Horror, nein, Grusel nannte man das Genre, das vor allem in den 70er Jahren im deutschsprachigen Raum boomte. Ich weiß nicht, wie viele Heftromanserien es gab – aber der Grusel hatte einen großen Marktanteil, und innerhalb des Grusels war Dan Shocker ein Markenzeichen.
Dabei schrieb der Mann auch Science Fiction, hier unter Pseudonymen wie Jay Grams oder Jürgen Grasse; seine erste Veröffentlichung hatte der 1940 Geborene bereits 1956 im Fanzine ANDROMEDA. Und bereits im Alter von 17 Jahren publizierte er seine ersten Romane – schon zu diesem Zeitpunkt mußte der an einer Muskelschwundkrankheit leidende Jürgen Grasmück im Rollstuhl sitzen.
Er verfaßte haufenweise Heftromane und Leihbücher: Science Fiction und Krimis, sogar einen Western. 1967 erdachte er die Figur des Larry Brent – und spätestens danach war er auf Gruselhefte »abonniert«.
Das Genre Grusel bestand damals aus Elementen des Horror- und des Fantasy-Romans, angereichert durch Krimi-Elemente. In den 70er Jahren gab es sogar seltsame Reihen wie »Geister-Western« oder »Gespenster-Krimis«, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Häufig krude Geschichten verbargen sich hinter grausigen Titelbilder, die literarische Qualität der meisten Gruselhefte war unterirdisch. Gerade das machte wohl ihren Reiz aus, den ich allerdings nie nachvollziehen konnte.
Dan Shocker galt für seine Fans als der »Vater der Gruselromane«, es entwickelte sich sogar ein eigenes Fandom mit Fanzines und Clubs, das sich nur um ihn gruppierte. Die Reihe »Macabros« vermengte erfolgreich Science Fiction mit Grusel-Motiven und lieferte einen Genre-Mix aus allen möglichen Unterhaltungsreihen.
Den Höhepunkt seiner Beliebtheit erreichte Jürgen Grasmück, den alle nur als Dan Shocker kannten, in den frühen 80er Jahren: Seine Romane wurden mehrfach nachgedruckt, dazu kamen Hörspiele und zahlreiche andere Produkte. Als Mitte der 80er Jahre das große Heftromansterben begann, kam auch das Ende für die meisten Grusel-Hefte: Außer »John Sinclair« und »Professor Zamorra« ist aus dieser Zeit nichts übrig geblieben.
Immerhin hatte er längst eine esoterische Buchhandlung eröffnet, so daß er nicht vor dem Nichts stand. Leider ging es ihm gesundheitlich von Jahr zu Jahr schlechter. Immerhin gab es in all den Jahren noch einige seiner Fan-Kontakte, Leute also, die zu ihm hielten, weil er ihre Jugend durch seine Romane geprägt hatte.
Meine Jugend war's nicht unbedingt – aber Dan Shocker gehörte irgendwie immer dazu. Man las seinen Namen, man sah seine Romane. Dass er jetzt starb, mutet wirklich wie der Schlußstrich unter das Genre des Grusel-Romans.
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