29 Juli 2006

Das »Fest« tobt wieder mal in Karlsruhe – und wir gehen nicht hin

Schon seltsam, wie sich die Prioritäten entwickeln: Seit 1994 wohne ich in Karlsruhe, und schon im Jahr davor war es eine Pflicht und große Freude, das »Fest« zu besuchen, das riesige Open-Air-Festival in der Klotz-Anlage. Von meiner Wohnung aus bin ich in fünf Minuten mit dem Rad da.

Manchmal freuten wir uns Wochen davor schon. Weniger wegen der Bands, obwohl es da immer wieder tolle Überraschungen gab (ich sag’ nur Faithless, die saugute Elektropopband), als wegen der vielen Leute, die wir dort trafen.

Lars und ich standen immer an derselben Ecke, und dort trudelten im Lauf der drei Tage immer viele andere Leute ein: Punks und Grufties, Metaller und Hardcore-Kids, natürlich genügend normale Menschen. Ein lustiger Pulk aus manchmal vierzig, fünfzig Leuten, die sich untereinander nicht mal alle kannten.

Dieses Jahr interessiert mich das nicht. Das Gedränge der letzten Jahre. Die Tatsache, daß ein Zaun das größte »Umsonst und draußen« in Baden-Württemberg in ein großes Gefängnis verwandelt. Die hohen Bierpreise. Die Unmengen an Menschen.

Nein. Kein Bock. Sollen Kettcar vor 100.000 Leuten spielen, es sei ihnen gegönnt. Es wird ihnen nichts ausmachen, daß ich fehle.

Und lieber einen gemütlichen »Abend zu zweit« verbringe.

4 Kommentare:

Wohlgemuth hat gesagt…

Hallo Klaus,

ich kenne ähnliches aus Essen. Auch hier gibt es bald wieder das Straßenfest "Essen Original" und Kettcar (oder war es Tomte?) waren letztes Jahr Hauptact auf dem Kennedyplatz, der so voll war, dass voll ein viel zu leeres Wort ist. Ich besuche das Straßenfest dennoch, weil es nämlich noch den Viehofer Platz gibt und die Viehofer Straße: dort findet man die kleinen Livebühnen und Tanzbereiche mit Reggea, Dijeridoos, Latino- und Weltmusik und maorischen Feuertänzern. Außerdem ist die Küche dort besser: gibt es am Kennedyplatz nur Fritten, Kräuterchampignos und Süßkram, kann ich da unter wählen zwischen namibische, indische oder Cajunküche! (Und die Caiprina kostet viel weniger.) Dort sind die Leute auch viel entspannter und lustiger, die Bands zwar eher Hobbymusiker, aber sie verfolgen ihr Hobby mit Leidenschaft, und das macht das Zuhören wieder umso schöner als auf der Hauptbühne.

lg
Ten.

Kongo-Otto hat gesagt…

Hi Klaus,

ich bin ja beruhigt zu hören, dass es sich bei diesem "Fest" um eine kostenlose Veranstaltung handelt. Erst vor wenigen Tagen habe ich in der neuesten Fanzine-Ausgabe des "Enpunkt" gelesen, wie ihr letztes Jahr dort gewesen seid und euch "Juli" angeschaut habt. Wenn ihr dafür Eintritt bezahlt hättet, hätte es mich schon gewundert...
Danke für' s Zusenden des Heftes noch und bis bald!

Andi.

Anonym hat gesagt…

Klaus, langsam wirst du wohl alt ;)

SCNR.

Enpunkt hat gesagt…

Straßenfeste finde ich schon in Ordnung, vor allem, wenn man viele Leute trifft. "Das Fest" in Karlsruhe war aus genau dem Grund immer super, da habe ich auch die SIMPLE MINDS als Haupt-Band und anderes locker ertragen. Aber wenn Du irgendwann zwischen 100.000 Leuten nicht mehr umfallen kannst, macht's zumindest mir keinen Spaß mehr.

Und, lieber Jonas: Da bin ich dann auch gerne alt, harhar. Und gehe lieber wieder auf obskure kleine Punk-Konzerte mit 50 bis 100 Besuchern.