Noch nie war sich mein »soziales Umfeld« im Vorfeld einer Wahl so einig: Praktisch alle, mit denen ich mich unterhielt, kündigten an, ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel bei Frank Mentrup zu machen, dem Kandidaten der SPD, der Grünen und einiger kleinerer Gruppierungen. Ein Bekannter nutzte deshalb die Briefwahl, »damit ich's diesmal nicht schon wieder vergesse«.
Auch ich wählte den SPD-Mann, über den ich nicht viel mehr weiß als das, was ich in einer Fernsehsendung mitbekommen habe. Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl hatte ich nicht abgestimmt, weil mir angesichts der Kandidaten völlig egal gewesen war, wer ans Ruder kommen würde.
Aber das war diesmal anders. Es war für mich keine Pro-Mentrup-Entscheidung. Es ging letztlich darum, den Kandidaten der CDU zu verhindern. Ingo Wellenreuther ist Präsident des örtlichen Fußballvereins, er ist Bundestagsabgeordneter und sitzt im Gemeinderat. In Karlsruhe tut er zumindest so, als sei er fest mit seiner Heimatstadt verwurzelt.
Aber man kann ihn nicht leiden; es gibt zu viele Geschichten über ihn und seine Intrigen. Zumindest können ihn gewisse Kreise nicht leiden. Als ich am Sonntag ins Wahllokal ging, kamen mir Leute entgegen, die ich für Wahl-Abstinenzler gehalten hätte. Viele junge Leute spazierten ins Lokal, die Beteiligung lag auch deutlich höher.
Die Zahlen sprachen für sich: rund 55 Prozent für Mentrup, rund 35 Prozent für Wellenreuther; bei uns im Viertel über 60 Prozent für Mentrup. Damit hätte ich nie gerechnet.
Ob man sich über Mentrups Wahlsieg freuen kann, ist noch nicht sicher: Am Wahlabend ließ er sich beim Feiern mit Niels Schmid sehen, dem SPD-Minister, den ich für einen der schlimmsten Fehlgriffe der Landes-SPD halte. Das lässt ja schlimmes befürchten ...
1 Kommentar:
Meine Frau kennt den Mentrup von früher, als er noch in Mannheim war. Sie findet ihn okay.
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