06 Dezember 2012

Weihnachten in Rastatt

Aus Gründen, die hier keine Rolle spielen, verschlug es mich im Verlauf dieser Woche auf ein Territorium, wo ich mich so richtig fremd fühlte: Ich war auf dem Weihnachtsmarkt in Rastatt. Gefühlte zwei Dutzend Buden aus Holz und Verkaufskram waren aufgebaut, dazwischen gab es eine Bühne, von der herunter einige Männer in Winterjacken mit ihren Blasinstrumenten eine seltsame Musik verbreiteten.

Weil ich mir die seltsame Veranstaltung genauer angucken wollte, bummelte ich einmal zwischen den Ständen hindurch. Es gab haufenweise zu essen und zu trinken; dazwischen konnte man Andenken, Wintermützen und Holzspielzeug kaufen; das Zeugs also, das man auf jedem Weihnachtsmarkt vermutet und auch bekommt.

Mir fiel vor allem das Publikum auf: Es war noch recht früh am Abend, noch keine 18 Uhr, aber wegen der Jahreszeit schon dunkel. Und zwischen den Kleinfamilien und Rentnergruppen sah ich immer wieder einzelne Männer.

Sie waren stets allein, trugen einen verkniffenen Gesichtsausdruck, gerne eine Zigarette im Mundwinkel und eine Alkoholfahne mit sich durch die Gegend. Selten hatte ich eine derartige Ansammlungen von Ruinen auf zwei Beinen gesehen, die anscheinend nur durch Alkohol und schlechte Laune zusammengehalten wurden.

Beeindruckt verließ ich die Innenstadt von Rastatt. Nicht zum ersten Mal wunderte ich mich, dass ich in dieser Stadt schon zwei Jahrzehnte arbeitete, und nicht zum ersten Mal freute ich mich, dass ich außer dem Verlag, der Pizzeria und dem Bahnhof praktisch nichts von der Stadt mitbekomme.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich wagte es, mit meiner Frau und Baby, samt Kinderwagen, nachmittags um 16Uhr hinzugehen. Ich gebe zu, es erinnert schon ein bisschen ans antike Rom, wenn man mit dem WindelBuggy in Streitwagen-Manier durch die quietschig beleuchtete Bratwurst Arena fährt. Es gibt Leute, die rempeln Einen aus Unachtsamkeit an. Ist schon recht, man ist ja nicht allein da. Aber meine Toleranzgrenze für unaufgefordertes Weihnachts-Pogen fand ihr Ende als mich ein Pärchen so blöd anrempelte, dass mein heisser Glühwein zum Teil über meine Hand und Kinderwagen überschwappte. Meiner berechtigten, aber passiven, Beschwerde folgte die Androhung körperlicher Gewalt seitens des leicht asozial wirkenden Freundes der Remplerin. Leider kein Einzelfall in der Weihnachtsmarkt Chronik 2012. Komatrinken und latente Gewalt gehören zur Tagesordnung solcher "Brot und Spiele" Veranstaltungen. Kein Wunder das Knecht Ruprecht ein Burn-Out hat, soviel unartige Leute zu verdreschen ist selbst dem latent sadistischen Gehilfen des Weihnachtsmannes zuviel. In diesem Sinne - Prost!