30 März 2011

Grundschulzeugnisse

Ich hielt mein Zeugnisheft aus der Grundschule dieser Tage in den Händen; dass ich das überhaupt noch besitze, war mir gar nicht bewusst. Ein sehr seltsames Gefühl, dieses Dokument durchzublättern und anzuschauen. Vor allem, wenn ich genau weiß, an wieviel ich mich nicht mehr erinnern kann.

So schaue ich mir die Namen der Lehrer an. Ich weiß noch, dass »Pfeiffer« in der ersten Klasse eine Frau war und dass ich Herrn Kappler in der vierten Klasse sehr mochte. Aber wer zum Teufel waren »Schlenk« und »Camerer«? Männer oder Frauen? Gut oder schlecht? Lang oder kurz? Alles verdrängt.

Immerhin ist die Unterschrift meines Vaters immer eindeutig. Ebenso die der beiden Schulleiter, an die ich seltsamerweise richtig viele Erinnerungen habe. Schon seltsam, wie selektiv das Gedächtnis arbeitet ...

Lustig fand ich, dass im vorgedruckten Heft eine Note für »Betragen« vorgesehen war. Mittels eines Stempels war auf allen Zeugnisblättern daraus das Wort »Verhalten« geworden. Ich hatte meist ein »gut« erhalten, in der dritten Klasse allerdings mal nur ein »befriedigend«.

Keine Überraschung: In Musik und »Bildhaftes Gestalten« hatte es nie zu mehr als einem »befriedigend« gereicht. Kein Wunder, dass ich später bei Punk und Comics landen musste ...

Alles in allem aber erhielt ich sehr ordentliche Zeugnisse, was erklärt, warum mich meine Eltern trotz des Widerstandes von Familienangehörigen aufs Gymnasium gehen ließen. Und jetzt schaue ich mir das an, einige Jahrzehnte danach, und stelle fest, wie ausradiert komplette Schuljahre sind.

2 Kommentare:

My. hat gesagt…

Du wirst lachen. Ich bin bei Stayfriends, sogar zahlendes Mitglied. In den letzten paar Tagen kamen da immer wieder Infos über neue Nachrichten auf den dort neu eingerichteten Schulpinnwänden. Da wird dann auch viel drüber geschrieben, an was man sich noch erinnert, (natürlich nur) schöne Erlebnisse und so weiter. Und ich weiß aus meiner Grundschulzeit nichts mehr. Ich weiß noch, auf welche Schule ich ging, und ich habe mich letztens mit Mühe an den Namen meines Klassenlehrers erinnert, aber sonst ... nichts. Und dann sind da Leute, die sich noch dran erinnern, wo ich gewohnt habe, was mein Vater für einen Beruf hatte, solche Sachen. Es ist unglaublich. - Aber ich überlege auch, woran das liegt, daß die sich an Sachen erinnern, an die ich mich überhaupt nicht erinnere. Bin ich ein oberflächlicher Mensch, daß mir die Vergangenheit nicht wichtig ist (das stimmt ganz sicher nicht)? Liegt es daran, daß ich nie ein Nostalgiker war (was man an meinem durchaus zeitgemäßen, sprich modernen Musikgeschmack erkennen könnte; selbst bei Filmen geht mir das so, ein Streifen, der 10 Jahre alt ist, fängt an, indiskutabel zu werden)? Liegt es daran, daß ich immer Neues vor hatte, daß ich immer nach vorne schaute, nie wirklich nach hinten (anders wären wohl auch vier Ehen nicht zu erklären )? - Die Antwort wäre interessant, aber andererseits: Wenn ich sie nicht bekomme, was ändert sich dadurch? Fällt mir dann auf einmal alles wieder ein? :)

My.

Enpunkt hat gesagt…

Hm. Es liegt daran, dass jeder Mensch selektiv vergisst, glaube ich. Und Du hast halt andere Sachen vergessen als die anderen. (Dafür weiß ich noch, dass Du mir beim ersten persönlichen Zusammentreffen ein »Arschloch« reingedrückt hast. Fand ich schon cool damals.)