Samstag mittags, 12. Juli: Nichtsahnend durchstreife ich mit dem Rad die Innenstadt von Karlsruhe. Bollernde Disco-Musik lockt mich an den Stephansplatz; neugierig wie ich bin, lenke ich mein Rad auf den Platz hinter der Postgalerie und nähere mich vorsichtig.
Ich sehe Bierbänke, auf denen zwischen hundert und zweihundert Leute in der Sonne sitzen; weitere hundert Leute stehen mit ihren Fahrrädern oder Einkaufstaschen drumherum. Einige Festwagen sind um das Geschehen gruppiert, und auf einer speziell aufgebauten Bühne steht ein junges blondes Mädchen und singt. Die Stimme ist piepsig, aber nicht schlecht, und gelegentlich hilft ihr ein junger Mann.
Beide sehen sie aus, als seien sie einer dieser Casting-Shows entsprungen, von denen es mittlerweile so viele gibt, daß ich jeglichen Überblick verloren habe. Zwei junge Menschen auf dem Weg zum großen Star - da muß man eben auch mal auf dem Karlsruher Stephansplatz vor einer erbärmlichen Kulisse singen.
Später erkenne ich: Es handelt sich um das Summer Street Festival. (Wer die Homepage anklickt, möge die Lautsprecher an seinem Rechner zumindest dreißig Sekunden lang aufdrehen, damit er oder sie etwas zu hören bekommt.) Die im Info versprochene »ausgelassene Stimmung« stellt sich leider nicht ein bei diesem »Charity Open Air Event«, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Veranstaltung so richtig das Ziel erreicht, etwas für krebskranke Kinder zu tun.
Vielleicht kommt die Stimmung, wenn Tony Marshall die Bühne entert, grüble ich, bevor ich mich aufs Rad schwinge und weiterfahre. Wo junge »Pop-Stars«, die irgendwelche bekannten Hits nachträllern das Volk nicht zum Toben bringen, schafft es vielleicht der überalterte Schlagersänger. Aber angucken muß ich mir das dann auch nicht unbedingt ...
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