12 Februar 2008

Sechzig Jahre Punk-Ikone

Im Berliner Kurier wird die 61 Jahre Sängerin Patti Smith als »US-Punkrock-Ikone« bezeichnet, die »taz« nennt sie immerhin »die große Punk-Schreckschraube«, während sie der »Stern« schon wieder als »Patin des Punk« darstellt.

Je weiter weg die Mainstream-Medien vom Thema Punkrock sind, desto seltsamer wird ihr Blick auf eine Szene, die im Jahr 2008 noch fremder für sie zu sein scheint als in den 32 Jahren davor.

Schönes Beispiel: Patti Smith, die jetzt auf der Berlinale aufgekreuzt ist, weil man dort einen Musik-Film über sie und ihr Werk zeigt. Aber was zum Teufel ist an der alternden Hippie-Frau denn eigentlich Punk?

Sie schrieb schon 1975 ihre Gedichte, die auf jeden Fall schräg waren. Und 1975 machte sie eine Platte namens »Horses«, die ich auch ziemlich klasse finde, 1978 machte sie »Easter«, die leicht krachig ist, aber nicht Punkrock. Ihr Lied »Because The Night« war in den späten 70er Jahren eines meiner Lieblingslieder; das war aber von dem Punkrock-unverdächtigen Bruce Springsteen komponiert worden.

Sie hing auf jeden Fall mit den Leuten in New York herum, die gewissermaßen den Anfang des Punkrock bildeten. Bilder, Aufnahmen und diverse Texte belegen das. Als Punk dann richtig explodierte, hatte sie damit so viel nicht zu tun. Und danach verschwand sie auch ganz schnell wieder aus dem Dunstkreis der Szene.

Was an Patti Smith denn nun wirklich Punk ist? Die Vermarktung. Heute gilt es anscheinend als »très chic«, zu einer gewissen Zeit mal Punkrock gemocht zu haben. Anders wäre die multimediale Vermarktung, die seit einigen Jahren läuft, nicht erklärbar. Aber man bezieht sich dann immer nur auf den Punk von 1976 bis 1979, als ob es danach nichts gegeben hätte.

Die Deutungshoheit von Leuten, die heute Ende vierzig sind ...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also ich bin ja dafür, NENA ab sofort als "unsere deutsche Ur-Punk-Ikone" zu bezeichnen ...

... erinnert sich noch irnkwer an die Stripes?




Ansonsten wurde Frau Schmidt meiner Erinnerung nach schon Ende der 1970er dem Punk zugeordnet. Als Randerscheinung, klar.

Ein Hippie-Chick war sie jedenfalls nie. Dafür war das alles viel zu düster und existenzialistisch und großstädtisch, was sie gemacht und gesagt hat.

Wollja.

Enpunkt hat gesagt…

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Stripes. Irgendwo muss ich noch eine Single haben, auf der Frau Kerner »Ecstasy« ins Mikro stöhnt. Ich nehme an, sie meinte 1979 damit nicht die Party-Droge - die gab es anno dunnemals ja noch nicht.

Kongo-Otto hat gesagt…

"Observer" von den STRIKES ist ein schönes Pop-Punk-Lied, mir bekannt von einem "Killed by death"-Sampler.

Ich hab das mit Patti Smith nicht weiter verfolgt, aber mich würd interessieren: bezeichnet sie sich auch selbst als Punk oder ist es reine Zuschreibung von Journalisten?

Grüße!

Andi.

Anonym hat gesagt…

Patti Smith hat sich meines wissens nach nie selbst Punk genannt.Aber ihre Gedichte hatten wohl einen gewissen Einfluss auf die Szene im CBGB in den frühen Jahren, um 1975/76, auf die sich gerade entwickelnde Szene aus der Punk resultierte.Thurston Moore nannte Patti Smith in Don Letts´ "Punk:Attitude" "Weltentrückt".

Gaffa
www.dorf-punk.de
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