Ab und zu überkommt es mich, irgendwelche Papierberge auszumisten. Und so nahm ich mir aus gegebenem Anlaß einen Stapel an Kinder- und Jugendbüchern aus meinem ehemaligen Kinderzimmer im Schwarzwald mit.
Die Bücher hatte ich buchstäblich seit Jahrzehnten nicht mehr angeschaut, eigentlich seit den Tagen, als ich zu Hause ausgezogen war. Und jetzt saß ich vor dem Packen an Papier und wollte es eigentlich wegwerfen.
So einfach ging das nicht. Okay, an »Mein lieber Onkel Bill« erinnerte ich mich gar nicht. Das Buch sah zudem so wenig zerfleddert aus, daß ich es wahrscheinlich nur einmal gelesen hatte. Ähnliches galt für einige andere Bücher.
Dann hatte ich irgendwann »Die Meuterer der Bounty« in den Händen, ein Buch, an das ich mich noch gut einnerte, weil ich es so oft gelesen hatte, verfaßt von einem gewissen Martin Anger. Wie oft hatte ich von Tahiti geträumt, von den Fahrten der Meuterer, von den grausigen Kämpfen, die die Überlebenden auf Picairn Island gegeneinander ausfochten.
Dann schaute ich mir die Widmung an, die ich mir selbst mit krakeliger Kinderschrift gegeben hatte: »Klaus Frick von Mama u. Opa am 9. 12. 75« stand da, und »Mama u.« hatte ich auch noch gestrichen. Wahrscheinlich war es ein Geschenk des Opas gewesen, der kurz danach verstorben war.
Lange saß ich da, drehte das Buch in meinen Händen hin und her. Konnte ich so etwas wegwerfen, durfte ich es überhaupt? Das ging doch nicht.
Und dann stellte ich es ins Bücherregal, zu den Büchern mit allgemeiner Literatur. Dort steht es zwischen Schalom Asch und James Graham Ballard – eine beeindruckende Nachbarschaft.
Ich gestehe es: Ich bin ein Musterbeispiel für alternde Sentimentalität.
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