28 Dezember 2006

Deutsche Literatur, Fallstricke inklusive


Als Ambros Waibel im Oktober in Dortmund las – bei diesem LesArt-Festival, an dem ich auftrat –, empfand ich seine Texte als leicht verständlich und humorvoll. Jetzt habe ich sein Buch »Leben Lums« gelesen und festgestellt, daß jeder seiner Texte haufenweise Fallstricke aufweist, geschickte Formulierungen also, die man ein zweites Mal lesen mag, weil sie gelungen und originell sind.

Die Figur Lum ist »Held« einiger der Texte in dem kleinformatigen Buch, das im Verbrecher Verlag erschienen ist: ein Großmaul aus wohlhabendem Haus, das ein unrühmliches Ende nimmt.

Großmäulig sind die meisten der Waibelschen Helden, ob es sich nun um Schriftsteller oder angehende Regisseure handelt. Handlungsort ist meist Berlin, und zwar das Berlin der Künstler und Schlaumeier, das mir beispielsweise so nicht bekannt ist. Die Karte der Hauptstadt, die »Leben Lums« zeichnet, hat somit wenig zu tun mit dem Berlin, in dem ich mich seit vielen Jahren immer mal wieder bewege.

Suchte ich eine Schublade für das Buch, wüßte ich nicht, ob ich es bei »Popliteratur« einlegen solle (der Autor würde mich dafür schlagen wollen, fürchte ich) oder einfach bei »Gegenwartsliteratur«.

Es ist auf jeden Fall unterhaltsam und macht Spaß, ist aber nicht so locker-flockig wie das, was man gemeinhin unter Popliteratur versteht. Wer sprachgedrechselte Formulierungen mag, kommt hier auch auf seine Kosten.

»Leben Lums« ist somit deutschsprachige Literatur, die auch etwas zum Stand der aktuellen Literatur aussagt – aus einer Perspektive, die ich so nicht kannte. Gut so.

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