Um 15 Uhr kam ich tatsächlich aus dem Büro. Von meiner Arbeitsstelle nach Hause brauche ich normalerweise 20 Minuten, also alles kein Problem: Dem gemeinsamen Fußballgucken im »V« stand also nichts im Weg.
Nur ein Kieslaster, der auf der Autobahnauffahrt einen PKW rammte, direkt auf der Kreuzung: ein ziemliches Chaos aus zerknautschtem Blech und Bergen von Kies, hupenden Autos und genervten Fahrern. Ich eierte durch das Rastatter Industriegebiet, um über viele Umwege auf die Autobahn zu kommen.
Dort fuhr ich, so schnell es ging, eine alte Fluchtweg-CD aus dem Jahr 1995 am Ohr: »Arbeitsscheue Ostler« dröhnte aus den Boxen: »Von Kiel bis nach Saarbrücken / wir haben nur ein Ziel / ein Volk von faulen Säcken / das nur macht was es will.«
Kurz nach halb vier erreiche ich den Stadtrand von Karlsruhe. Und erkannte, dass Zigtausende von Autofahrern dieselbe geniale Idee wie ich hatten. Es herrschte Stau auf allen Straßen, in langsamstem Tempo rollte ich gen Innenstadt. Schleichwege sahen ebenso verstopft auf wie die Hauptstraße.
Zehn Minuten vor vier Uhr war ich rund 500 Meter von der Wohnung entfernt – und noch gut zweieinhalb Kilometer vom Ort, wo der Fernseher stand. Ich schlich über Schleichwege nach Hause, stellte das Auto ab, eilte in die Wohnung und schaltete die Glotze an: passend zum Anpfiff.
Während ich die verschwitzten Büroklamotten – Jeans und Kurzärmelhemd – ablegte, mich wusch und Radklamotten anzog (kurze Hose, Converse-Schuhe und T-Shirt), dröhnte die Glotze durch die Wohnung. So bekam ich Kloses großartigen Schuß zum 1:0 mit. Immerhin.
Und als ich endlich mit dem Rad durch Karlsruhe strampelte, waren die Straßen menschenleer. Nur wenige Autos waren unterwegs; sehr angenehm war die Fahrerei auf einmal.
Zum Fußballspiel selbst muß ich wohl nichts mehr schreiben. Die Stimmung im überfüllten »V« war überschäumend (nur eine Deutschland-Fahne, das ging ja noch), ich trank ein Weizenbier und war danach schon angeschlagen, eine Wolke von Schweiß und guter Laune hing in der Luft, und als das Spiel rum war, hupten überall irgendwelche Autos.
Sehr schön. So kann's meinetwegen weitergehen ...
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