01 März 2023

Zwei schlichte Western-Novellen

Der amerikanische Schriftsteller Robert E. Howard wurde vor allem durch seine Figur Conan bekannt. Die Fantasy-Geschichten des Barbaren, über den er in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts schrieb, wurden sehr oft nachgedruckt, sie wurden zu Comics verarbeitet, sie beeinflussten eine ganze Literaturrichtung, und sie liegen auch in verfilmter Form vor. Howard schrieb aber ebenso Boxer-, Western- oder Gruselgeschichten.

Im Blitz-Verlag erschien das Taschenbuch »Abrechnung in den Los Diablos«, das aus zwei Novellen besteht, die dem Western-Genre zugerechnet werden können. Dabei ist verwunderlich, wie wenig historisch sie sind: Howard lebte in Texas, die Zeit des sogenannten Wilden Westens war erst seit kurzem vorüber, und doch enthalten seine Geschichten nichts von dem, was man als historische Wahrheit betrachten könnte.

Es ist unklar, wann und wo sie spielen; Landschafts- oder Stadtbeschreibungen sind ebenso aus der Luft gegriffen wie sonstige klare Angaben. Warum auch immer …

Mit der Titelgeschichte, die im Original als »Boot Hill Payoff« erstmals veröffentlicht wurde, liegt eine sehr typische Western-Geschichte vor. Ihr Held ist ein junger Mann, der mit seinen Brüdern am Überfall auf eine Stadt beteiligt war. Nach vielen Jahren – seine Brüder sind alle tot – kehrt er in die Stadt zurück, um Buße zu tun, wird erneut in einen Überfall verwickelt und macht sich dann auf, die neuen Übeltäter zu verfolgen und praktisch seine böse Tat von damals durch eine gute Tat auszugleichen.

Bei »Trommeln der Nacht«, die im Original als »Drums in the Sunset« in den Handel kam, geht’s um die Suche nach einem Goldschatz, um mordlüsterne Indianer und eine Gruppe von Weißen, die offensichtlich eine Geldfälscherwerkstatt mitten im Ödland aufgebaut hat. Das ist dann doch – bei aller unterhaltsamen Erzählung – arg an den Haaren herbeigezogen.

Wenn man es genau nimmt, handelt es sich bei den beiden Geschichten letztlich doch um Fantasy. Schöne Frauen, tapfere Männer, böse Banditen, eine faszinierende und fremdartige Landschaft – das alles kennt man aus den anderen Howard-Geschichten, und so etwas konnte er gut erzählen. Beide Geschichten sind unterhaltsam, wenngleich alles andere als brillant.

Wer den Autor schätzt, der die Menschheit mit »Conan, der Barbar« beglückte, sollte zumindest einen Blick auf »Abrechnung in den Los Diablos« werfen. (Die Übersetzung hätte ein strenges Lektorat verdient, finde ich.) Für Fans wie mich ist das allerdings eh eine Pflichtlektüre …

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

»Abrechnung in den Los Diablos« ist im Blitz-Verlag erschienen; man kann es dort gedruckt kaufen oder bei manchem Portal auch als E-Book.
Infos:
https://www.blitz-verlag.de/index.php?action=buch&id=2104