23 Januar 2021

Indische Filme mit Herz und Hirn

Man kann wirklich nicht behaupten, dass ich mich mit der indischen Kultur auskenne. (Und ich weiß, dass man bei einem so großen und vielfältigen Land wie Indien eigentlich nicht von einer »indischen Kultur« sprechen kann, wie es auch ja keine einheitliche »europäische Kultur« gibt.) Ich esse gern indisch, ich habe in Singapur zwei Mal in »Little India« einige Zeit verbracht – aber ich war nie in Indien, ich habe mit einem großen Teil der Musik meine Probleme, und ich habe auch noch keinen einzigen indischen Roman gelesen.

Sogar bei den Filmen bin ich eher skeptisch: Bollywood-Filme sind für mich vor allem vielen Tänzen und lauter Musik verbunden. In einem vergleichsweise überschaubaren Zeitraum habe ich aber zwei Filme aus Indien gesehen, die ich sehr unterhaltsam fand, die mir einen Einblick in die indische Kultur gaben. Die möchte ich allen Leuten empfehlen, die gern mal über den Tellerrand gucken.

(Wobei ich mir vorstellen könnte, dass mir Experten dieser Kultur sagen würden, die zwei Filme seien stark an die europäische Denkweise angepasst. Aber das ist jetzt geraten.)

»Die Schneiderin der Träume« kam im Januar 2019 in die deutschen Kinos, ich bekam natürlich nichts von ihm mit. Es ist der Debütfilm einer Regisseurin, die in einer sehr unterhaltsamen Geschichte die Klassenunterschiede in Indien zeigt: Ratna ist eine junge Witwe, die als Hausdienerin bei einem Millionär arbeitet. Der verhält sich am Anfang eher desinteressiert, zeigt dann aber seine menschliche Seite. Der Film zeigt keine Liebesgeschichte, lässt am Ende aber eine gewisse Hoffnung – und liefert eine Reihe von wirklich großartigen Szenen aus der Großstadt sowie von der dörflichen Herkunft der beiden Hauptfiguren. Toll!

Großartige Einblicke in das indische Alltagsleben gibt der Film »Lunchbox«, der 2013 in die Kinos kam; auch dieser deutet eine Zuneigung an, verzichtet aber auf eine Liebesgeschichte. Hauptfigur ist Ila, die für ihren Mann kocht. Sein Mittagessen wird über zahlreiche Zwischenstationen bis in sein Büro geliefert – der Weg der Lunxhbox faszinierte mich mehrfach. Dann aber geht etwas schief, und ein trauriger Witwer bekommt die Box. Zwischen dem Witwer und der verheirateten, aber recht einsamen Frau entwickelt sich eine Korrespondenz, aus der vielleicht mehr werden könnte. Der Film zeigt in wunderbaren Szenen das Alltagsleben gesellschaftlicher Schichten – ziemlich großartig!

3 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Wer mehr über »Die Schneiderin der Träume« wissen möchte, schaue sich den Trailer an, der unter anderem bei YouTube bereitgestellt wird. Hier:
https://www.youtube.com/watch?v=MjtmZVjs49Y

Zu »Lunchbox« gibt es einen recht ausführlichen Wikipedia-Artikel, der auch zu weiteren Links führt. Interessant! Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lunchbox

Der Trailer zu »Lunchbox« zeigt bereits einen Teil des quirligen und offensichtlich sehr anstrengenden Alltagslebens in einer indischen Metropole:
https://www.youtube.com/watch?v=YzqwiVGn16A

Christina hat gesagt…

Ich empfehle Dir mal »PK - andere Sterne andere Sitten« anzusehen. Da geht es um einen Außerirdischen, der in Indien strandet. Sehr komisch, aber auch sehr lehrreich. Man lernt die verschiedenen Religionen kennen, die es in Indien gibt.
https://www.christina-hacker.de/2018/02/ein-alien-im-dschungel-der-religionen/

Enpunkt hat gesagt…

Danke für diesen Hinweis. Aufgrund des Trailers hätte ich den Film nicht angeschaut. Aber ich habe ihn wegen Deines Tipps auf meine »Watchlist« gesetzt.