Am Dienstag, 19. Januar 2021, wurde Dieter Steinseifer beigesetzt. Ich war bei der Trauerfeier nicht dabei; schon unter Corona-Bedingungen wäre das nicht gegangen. Doch als ich die Nachricht las, war ich erneut traurig – wie zu dem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal von seinem Tod gehört hatte, in den letzten Tagen des Jahres 2020.
Ich fühle mich nicht berufen, einen Nachruf auf ihn zu schreiben; dazu kannte ich ihn nicht gut genug. Wir lernten uns 1981 kennen, wenn ich mich recht erinnere. Damals war ich ein Jugendlicher, der seine Lehre geschmissen hatte, sein Geld in einem Supermarkt verdiente und davon träumte, Geld mit dem Schreiben zu verdienen.
Ich fuhr per Anhalter zum Fest der Fantasie nach Marburg. Geld für eine Übernachtung hatte ich keine; ich wollte meinen Schlafsack irgendwo in einem Park ausrollen. Dieter wies mir nicht nur ein Eck in einem Schlafsaal zu – er war damals der Veranstalter –, sondern ließ mich sogar in einem Bett schlafen, das im Schlafsaal freigeblieben war. Er war großherzig im positiven Sinn, und für einen jungen Fan mit schlechten Manieren hatte er ein Herz.
Denke ich an diese Jahre zurück, war ich sicher ein anstrengender Science-Fiction- und Fantasy-Fan. Dieter trug es mit Fassung, und er unterhielt sich mit mir auf Augenhöhe. Das fand ich beeindruckend. Er wirkte mit seinen Zigarillos und seiner Brille sehr erwachsen, und er hatte eine beeindruckende fannische Karriere vorzuweisen: Vorstand im Science-Fiction-Club Deutschland, Herold von Magira, als Waran Jand auch der »Chef« des Drachenordens.
In den Nuller- und Zehner-Jahren beschränkte sich unser Kontakt auf beidseitige Lektüre. Ich las seine Fanzines, darunter seinen »Flieger«, und er las meine Blätter. Als er schwer erkrankte, fand ich das traurig. Und als ich las, dass er gestorben war, vergoss ich die eine oder andere Träne.
Dieter Steinseifer zählt zu den Menschen, die mich in den 80er-Jahren »fannisch« geprägt haben. Das werde ich ihm nie vergessen.
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